Zuerst lasen wir das:
Tweets von Vorgestern
Dazu noch das hier:
https://rdl.de/beitrag/bedeutung-ku-klux-klan-f-r-naziszene-wohl-ohne-weitere-aufkl-rung-durch-pua-baden-w
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Zeit, mal nachzufragen…
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Stellungnahme zu Vorkommnissen der letzten Wochen
von Achim Schmid, 25. September 2015
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Seit Ende 2000 bin ich Neonazi Aussteiger und seit Anfang 2003 auch KKK Aussteiger.
Mehr als 10 Jahre lebte ich ein Leben fernab von rechtem Wahnsinn, Rassismus und braunem Sumpf. Rückblickend, versuche ich heute selbst das „Weshalb“ und „Warum“ zu begreifen. So muss es sich anfühlen auf ein anderes Leben zurückzublicken. Und dies ist es auch. Ein anderes Leben, von dem ich sehr viel Distanz gewonnen habe. Was ich damals erlebt habe, ist nicht die Person die ich heute bin.
Ich wollte meine Vergangenheit niemals zu meiner Gegenwart und schon gar nicht zu meiner Zukunft machen. Ich wollte für immer damit abgeschlossen haben, und einfach versuchen, ein guter Mensch zu sein. Damals, gefangen im braunen Sumpf war das anders. Man sagt man habe Gutes im Sinn, verhält sich aber völlig konträr. Man sagte man für das Volk und Familie und tritt beide mit Füßen. Man sei für Völker gewesen und stehe für den Erhalt derer Identitäten ein aber verachtete und hasste diese gleichzeitig. Jedes „gegen“ wurde in ein „für“ umgedeutet. Man beschwerte sich über zu wenig gesellschaftliche Akzeptanz und kapselt sich gleichzeitig von ihr ab. Aber, so oft man es dreht und wendet, die rechte Szene macht einen eben nicht zu einem guten Menschen.
Dies schlug sich auf das gesellschaftliche Leben nieder, auf das Familienleben und auf Freunde. Schuld waren immer die Anderen. Man macht es sich einfach im braunen Sumpf. Auf der einen Seite waren wir, auf der anderen Seite die Anderen. Die Guten wollten wir sein. Das Mittel wurde zum Zweck und alles ließ sich rechtfertigen. So betrog ich mich und Andere jahrelang.
Im Jahre 2012 lag diese Lebenslüge zehn Jahre hinter mir. Eine Jugend die ich an Nazis und Rassisten verloren hatte. Viele Jahre meines jungen Lebens opferte ich auf, weil ich dachte es sei richtig. Und doch konnte es nicht falscher sein.
Als im November 2011 die NSU Zelle aufflog, nahm ich dies, als mittlerweile Normalbürger mit Unverständnis zur Kenntnis, schob es aber schnell wieder zur Seite. Es war niemand den ich kannte, und für mich waren meine früheren Bezüge zur rechten Szene „alte Kamellen“.
Bis im Spätsommer 2012 das Telefon klingelte. Ein Mitarbeiter des LKA wolle mich sprechen. Wegen des „Mordes“. Ich war perplex und musste nachfragen. Ich kannte diese Leute nicht, und das war auch alles nach meiner Zeit. Er wisse das, und man wolle mich auch lediglich als Zeuge befragen. Natürlich hatte ich nichts einzuwenden, und nach einigem Hin- und Her (es war das LKA in Baden-Württemberg und ich wohnte bereits seit Februar 2006 in Schleswig Holstein), wurde die Zeugenvernehmung dann auch durchgeführt. Ich hoffte etwas beigetragen zu haben, auch wenn ich keinen des „Trios“ oder des „NSU“ kannte. Ich war zu dem Zeitpunkt schon lange ausgestiegen und hatte seither auch keinerlei Ambitionen auch nur ansatzweise einer rechten Ideologie zu folgen. Das war nicht mehr ich. Ich hielt meine Pflicht als erfüllt und hatte keinerlei Ahnung was auch mich zukommen sollte.
Allerdings war dies der Anfang von Etwas, das sich nach nunmehr mehr als drei Jahren als Hexenjagd anfühlt. Die TAZ hatte bereits einen langen Bericht über mich verfasst, und plötzlich war die Presse überfüllt mit Berichten über mich und der Vermutung die KKK Gruppe, die ich damals gegründet und geleitet hatte, stünde mit dem NSU im Zusammenhang. Einer der beiden Polizisten die Mitglied in jener Klan Gruppe waren, war (viel) später Vorgesetzter von Michelle Kiesewetter, welche wohl vom NSU ermordet wurde. Dennoch, hatte all dies nichts mit mir zu tun. Dazwischen klafften FÜNF Jahre.
Doch wen interessiert das schon? Auf jeden Fall nicht die Medien, denn diese stellten mir nach, fotografierten Straße und Haus in dem ich wohnte, die Bild Zeitung stellte mir nach und zwang mich förmlich, mich in ein Interview zu äußern um Schadensbegrenzung zu begehen.
Niemand wollte auch nur annähernd wissen, wer denn dieser Schmid heute ist. Und ob man sich geändert hatte, spielte für eine mehr als 10 Jahre alte Geschichte keine Rolle.
Die Geschichte des Ku Klux Klan, die mit mir zusammenhing wurde auf meine Kosten genutzt, um Behauptungen aufzustellen, die darauf gerichtet waren, ohne Belege der Polizei und dem Verfassungsschutz politisch falsch und rechtsstaatswidrig gehandelt zu haben. Die Methoden die dafür eingesetzt wurden, konnten oftmals seriösen Maßstäben nicht standhalten.
Die Folge war: Ich verlor meine damalige Familie, Kunden, Alles. Meine Existenz war zerstört. Ich war am Punkt an dem ich mit diesem Land abgeschlossen hatte.
Ein normales Leben war nicht möglich und die Kriminalisierung durch die Medien, machte eine jegliche Arbeitsaufnahme unmöglich. Es berichtete ja niemand über den „neuen Schmid“, sondern ließ es sogar so aussehen, als ei es unklar ob ich denn je ausgestiegen sei.
So war ich bislang abwechselnd oder auch gleichzeitig Nazi, NPDler, KKK Chef, V-Mann für mindestens zwei verschiedene Geheimdienste, mutmaßlicher NSU Unterstützer, einmal sogar Polizist – aber niemals der Aussteiger mit hohen Aufklärungswillen, den ich mittlerweile mehrfach öffentlich bewiesen habe.
So habe ich bereits beim Berliner Untersuchungsausschuss Stellung bezogen, bei einem Disziplinarverfahren und auch beim BKA als Zeuge ausgesagt, und mich ebenso dem PUA in Stuttgart als Zeuge angeboten. Ich habe hunderte von Telefonaten mit Journalisten geführt von denen mich Einige sehr fair behandelten und mir eine richtige Chance gaben, a) zu sagen was ich weiß, und b) mich als jener Mensch darzustellen der ich heute bin. Diesen Personen und Medien möchte mich hierfür danken! Ich habe bereits zahllose Interviews gegeben (man muss mich einfach eben nur fragen), und mich öffentlich geäußert. Jeder der mir heute noch einen Bezug zur rechten Szene unterstellt, oder behauptet dass ich noch einer rechten Ideologie anhänge und an meinem Ausstieg zweifelt ist schlichtweg blind und ignorant.
Ich werde als Kontaktmann zum NSU bezeichnet, weil ich als einzige Person aus Baden-Württemberg auf der Terzett-Liste mit Kontaktpersonen zum NSU stand. Als herauskam, dass ich auf jener Liste lediglich wegen eines Chemnitzbesuches im Jahre Winter 1993/1994 stand, war es ganz still. Und weder ein Herr Laabs, noch ein Herr Aust die mich sogar in ihrem Buch als NSU Kontaktperson diffamierten entschuldigten sich, noch der PUA in Stuttgart stellte dies klar, noch irgendein anderes Medium. Es wäre ja der Demontage der Existenz Schmid’s nicht zuträglich.
Als V-Mann soll ich einen KKK gegründet haben. Als Honigtopf versteht sich. Auch wenn BKA, LKA, Polizeidienststellen, LfV und ich selbst etwas anderes sagen – alle lügen. Es war konkret nun mal kein Honigtopf. Und wenn das LfV eine Bobachtung „vergeigt“ hat, weil das Thema KKK unterschätzt wurde und sie auch keinen Spitzel dort hatten, heißt das trotzdem noch lange nicht, dass es ein Honigtopf war.
Die KKK Gruppe der ich 1998-2000 angehörte, war eine Sammlung von Rasssiten, die auf der Ebene des Handelns jedoch über das Niveau des alkoholgetränkten Stammtisches hinauskam. Aber es passt nun mal nicht in den Mythos des gefährlichen Schmid. Der KKK Mann. Spitzel. Der dann ganz durchknallte und seine Ex Frau ständig verprügelte. Was für ein schrecklicher Mensch muss das sein. Geändert hat der sich sicher nicht. Darf er nicht, das passt nicht ins Medienbild. Mein Aufklärungswillen und meiner Aussagebereitschaft zu den mir bekannten Fakten und Erlebnissen wurde kaum beachtet. Zugleich musste ich erst diese Woche wieder lesen, dass der Kontakt vom Stuttgarter NSU PUA zu mir abgebrochen sei und ich wohl nicht zur Aufklärung zur Verfügung stehe – bzw. meine Bereitschaft fehle, obwohl ich mich vor dem Wochenende in einer vertraulichen E-Mail an den Vorsitzenden des UA Herrn Drexler gewandt hatte.
Anscheinend werden diese Emails mit dem Betreff „Vertraulich“ und Priorität „Dringlich“ und „Hoch“ vom Absender „Achim Schmid“ auf dessen Aussage man DRINGLICHERWEISE wartet vor Sitzungsbeginn am Montag nicht gesichtet und daher vorschnell eine unwahre Aussage getroffen. Auch wenn Herr Drexler im Nachgang die Überschneidung bedauert, wurde dies in einigen Medien natürlich als Beweis betrachtet, dass ich ja gar nicht aussagen möchte.
Ich kann nicht verstehen, dass ein Ausschuss der einen öffentlichen Aufklärungsauftrag hat, vor Sitzungsbeginn nicht überprüft ob wichtige Nachrichten digital eingegangen sind, die jene Sitzung betreffen. Meine Email wurde das ganze Wochenende und bis nach Sitzungsende „übersehen“ – wie kann das sein?
Ich bot – da die zunächst von mir angeregte Videoschalte in der deutschen Botschaft am 6.7. seitens des PUA urplötzlich abgesagt wurde – an, im September persönlich zu erscheinen, sofern dies aufenthaltsrechtlich möglich sei, was ich zunächst auch erwartete, dass sich dies so ergibt. Leider mahlen die Gesetzes und Bürokratiemühlen auch in anderen Ländern langsam, und so ist es mir noch nicht möglich anzureisen.
Aufgrund der anderen Vorkommnisse um den PUA der vergangenen Wochen herum UND auch Angesichts der Dringlichkeit der Aufklärungsarbeit, bot ich dann zum WIEDERHOLTEN Male eine schriftliche Aussage an. Dies erstmals Mitte Mai 2015.
Hätte sich der PUA in Stuttgart anfangs bereits darauf eingelassen, hätten die Abgeordneten einen Fragenkatalog entwerfen können, welcher von mir mittlerweile längst wahrheitsgetreu beantwortet gewesen wäre. Doch was dem Berliner UA und bei einem Disziplinarverfahren Recht war, muss dem Stuttgarter PUA noch lange nicht genehm sein. Man sagte mir, dass es ein „Nachfragen“ erschwere.
Liebe Mitglieder des PUA, es ist mittlerweile September. Was denken Sie, wie viele Nachfragen seit Mai denn möglich gewesen wären? Bitte schieben Sie mir – einem der wenigen die „das Maul aufmachen“ und nicht an Rassistendemenz leiden, einem der die Sitzungen, meine Person und den KKK betreffend, bisher sogar LIVE auf Twitter kommentierte – nicht den schwarzen Peter zu, nur weil Sie es gerne Anders (bequemer) hätten. Beweisrechtlich und erkenntnistheoretisch kann ich einer Unmittelbarkeit meiner Präsenz nicht erkennen. Stattdessen wird wertvolle Zeit im PUA verschwendet in der sich Abgeordnete und die Öffentlichkeit über mich wundern, ich dadurch letztlich diffamiert, sukzessive kriminalisiert und diskreditiert werde. Der Bericht des PUA soll bis Ende der Legislaturperiode vorgelegt sein, und meine Aussage könnte, inklusive mehrfacher Nachfragen – bereits vorliegen.
Lieber Untersuchungsausschuss, machen Sie es doch nicht so schwer. Bevor es nicht nach Ihnen geht, scheint es so zu sein, dass Sie dann lieber auf meine Aussage verzichten, um mir dann den schwarzen Peter zuzuschieben. Man kann es sich auch einfach machen, aber mit Aufklärungswillen Ihrerseits hat das, so finde ich, leider nicht viel zu tun! Aber es scheint als wolle man nicht verzichten mich live ins „Kreuzverhör“ nehmen zu können. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass dies weder eine Gerichtsverhandlung ist, noch ich Angeklagter bin. Auch wenn mich manche gerne als einen solchen sehen möchten. Ein Zeuge Schmid mit hohem Aufklärungswillen darf wohl nicht sein. Warum?
Zeitgleich wird die Kette der Unterstellungen weiter verlängert: Im Gefängnis in den Niederanden soll ich nun gesessen sein. Im Mai 2000 wegen unerlaubtem Waffenbesitz. Dies hat man wohl dem Sonderbericht Jerzy Montag‘s zur V-Person Thomas „Corelli“ Richter entnommen?
Schmid der KKK Mann wollte sich Waffen besorgen. Die apodiktische Behauptung passt in die Kolportage der angeblichen Ereignisse ebenso wie das Bild eines „mauernden“ Schmid, der vor dem PUA in Stuttgart nicht aussagen will. Kann das Vexierspiel öffentlicher Spekulationen und Verunklarung von Ereignissen nicht auch geeignet sein, dem Schmid ja sogar etwas was anhängen? Der kannte nämlich jemanden, der jemand kannte, der den NSU vielleicht kannte, die üblichen schillernden Kontakthaftungsketten. Also etwas gesucht, um dem Ex KKK Chef zu einem zentralen Buh-Mann aufzubauen. Es dürfte nicht schwer sein festzustellen, dass ich in den Niederlanden nicht in U-Haft wegen einer Waffensache oder anderen Straftat gesessen habe. Statt des wird mittels Rufmord systematisch wird hier eine meine Existenz demontiert, aber nicht die Sachaufklärung des Mordkomplotts an Michelle Kiesewetter und ihrem Kollegen Arnold befördert. Die Geschichte eines Haftaufenthaltes in den Niederlandes stammt offensichtlich aus den Aufzeichnungen des Verfassungsschutzes, aus Abhörquellen und Darstellungen des V-Mannes Corelli.
Auch wenn ich über mehr als 10 Jahre fester Bestandteil der rechtsextremen Szene insbesondere der Nazi-Strukturen mit Zugang zu Führungsebenen im In- und Ausland und mit Sicherheit kein ‚guter Mensch‘ war, heißt das nicht, dass ich in den NSU verstrickt war. Ich habe nicht an militanter Kriminalität teilgenommen, nicht mit Schusswaffen agiert oder war zu Gefängnis verurteilt worden.
Nach meinem Ausstieg habe ich begonnen mich gegen Rassismus zu engagieren, will zur Aufklärung von rechtsextremen Bestrebungen und kriminellen Aktionen beitragen und Menschen warnen, sich in solche Ideologien zu Zusammenhänge zu verstricken.
Ich weiß, dass ich in der Vergangenheit anderen Menschen durch meine Aktivitäten sehr geschadet habe. Leider kann ich die Uhr nicht zurückdrehen kann, aber ich kann dazu beitragen, Konflikte in der Gesellschaft nicht menschenfeindlich zu lösen.
Ich engagiere mich heute unmittelbar gegen Rassismus und Rechtsradikalismus, unterstütze EXIT-Deutschland und seinen AKTIONSKREIS ehemaliger Rechtsradikaler, schreibe momentan eine dreiteilige Buchreihe, dessen erster Teil zeitnah über das Zentrum Demokratische Kultur herausgegeben wird. Dieses Buch soll der Aufklärung dienen, aber auch Menschen ein persönlich empfundenes Zeichen sein, die Abkehr von Rassismus und Rechtsradikalismus, Freiheitsfeindlichkeit und ideologischer Gewalt zu vollziehen.
Achim Schmid