Wenn der Staat den Terror selber macht… Stefan Aust und sein Mauss-Buch

Ist lange her, der Teil 1:

Stefan Aust über Werner Mauss und über die staatseigenen Terrorzellen

Zwischenablage10Einen spiegel-Beitrag dazu gab es 1988 auch, etwas Werbung für Stefan Austs total überteuertes Buch:

Angeschoben worden war die bizarre Nordafrika-Mission der deutschen Geheimleute von dem mysteriösen Privatdetektiv und Versicherungsagenten Werner Mauss, dessen Spezialität Grenzüberschreitungen sind. Zuvor hatte Mauss die entflohenen Gewaltverbrecher Alfred Lecki und Helmut Derks in Spanien hochnehmen lassen und in Jugoslawien die Räuber des Kölner Domschatzes ausgehebelt.
Privatmann Mauss agierte meist in doppeltem Auftrag: Versicherungen bezahlten den Detektiv für die Aufklärung von Verbrechen, um eine Schadensbegleichung zu vermeiden. Behörden statteten Mauss mit Tarnpapieren aus. Der Mann für alle Fälle nahm ihnen dafür das Grobe ab.

Interessant ist dabei, dass schon damals bei der „Operation Neuland“ es um das Einschleusen von V-Leuten etc. gegangen sein soll:

Der Verfassungsschützer suchte für seine „im Hauruck-Verfahren“ (Borrak) aus dem Boden gestampfte Terror-Abteilung einen „intelligenten Straftäter“, der als V-Mann in die terroristische Szene eingeschleust werden konnte. Mauss war, auf Anfrage, behilflich.

So ähnlich läuft das wohl immer schon, links wie rechts…

Weil V-Mann Susak, trotz aller Wendigkeit, keine greifbaren Erfolge brachte, suchte Borrak nach „neuen Möglichkeiten für einen erfolgversprechenden Einsatz“. Die fand Mauss. In Algerien, so wußte er zu berichten, hielten sich deutsche Untergrundkämpfer zum Terror-Training im „Camp Cherchell“ auf – an die sollte Susak herangespielt werden. Mauss wußte auch, wie: über den spanischen Geheimdienst, der hinter Cubillo und seiner MPAIAC her war. Der abenteuerliche Plan hatte schnell einen Tarnnamen: „Operation Neuland“.
Die Aktion schien so wichtig, daß der oberste Terroristenjäger im Bundeskriminalamt (BKA), Gerhard Boeden, Mauss an den niedersächsischen Verfassungsschutz „auslieh“. Die operative Leitung für „Neuland“ lag beim hannoverschen Geheimdienst, berichtete Boeden, inzwischen Verfassungsschutz-Präsident, kürzlich vor dem Untersuchungsausschuß.

Seine Leute „ausleihen“, an andere Behörden, auch das könnte durchaus im Fall der Uwes vorgekommen sein. Siehe Teil 1.

Bekanntermassen schickte Werner Mauss seinen Spezi Udo Albrecht zum WSG Hoffmann, um die in Deutschland verbotene WSG ins Libanon-Autogeschäft reinzuholen.

Wie das funktioniert, wusste Mauss angeblich von anderen Gaunern:

mauss1001980 dann:

mauss101„Geblendet“, siehe:

Die Vorbereiter: Willi Voss, Udo Albrecht und das Olympia-Attentat 1972, Teil 1

Am 11.02.2015 erschien der Beitrag:

Die Schwäche des Terroristen: Anfang eines Rätsels

Thema: Wie Udo Albrecht im Frühjahr 1980 Karl-Heinz Hoffmann zu Geschäften im Libanon anwarb, konkret für die PLO, aber ein Provisionsvertrag bei einem Rechtsanwalt Schöttler ausgefertigt wurde, Albrechts altem Anwalt, wo im Kleingedruckten nicht PLO, sondern Falange stand, die christliche Miliz im Libanon.

Nichts weniger als die faschistisch-christlichen Todfeinde der muslimischen PLO.

Aust beschreibt in seinem Werner Mauss-Buch quasi dieselbe Geschichte wie Hoffmann, aber aus der Sicht der Sicherheitsbehörden.

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Wo Albrechts Gebeine liegen ist unbekannt, Hoffmann vermutet, irgendwo verscharrt im Libanon.

Das Anwerben und Einschleusen von Agenten und V-Leuten in terroristische Strukturen rechts wie links ist ein uraltes Spiel der Geheimdienste. Aushorchzelle Albrecht bei der WSG, Zusammenhang Oktoberfest-Attentat, Mord an einem Rabbi 1980 durch einen WSG-Mann, ebenso wie viel später die Aushorchzelle NSU?

Es gibt da gewisse Indizien, dass es eine Spur vom Celler Loch zum Trio aus Jena gibt, Untergrund, der keiner war, und Beamte, die ihn ermöglichten und schützten.

Aus dem RAF-Phantom, Kapitel »Terrorismus“ und Geheimdienste«, S. 351:

So stieg der niedersächsische Verfassungsschutzchef Peter Frisch, der versucht hatte, die Celler Affäre zu vertuschen und zu rechtfertigen, später zum Vizepräsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz auf. Seiner Meinung nach kann auch ein Sprengstoffanschlag ein »nachrichtendienstliches Mittel« sein. Nach der Erinnerung des damaligen stellvertretenden niedersächsischen Verfassungsschutzchefs Günter Doering war gerade Frisch derjenige gewesen, der in einem Gutachten die Frage bejaht hatte, ob Verfassungsschutzbeamte Straftaten begehen dürfen.

Nach Doerings Erinnerung ist in der Expertise auch ausdrücklich von Sprengstoffanschlägen die Rede gewesen. Ob sich diese Expertise ausdrücklich nur auf das Celler Loch bezog oder sich ganz allgemein mit der Durchführung von Sprengstoffanschlägen durch Verfassungsschutzbeamte befasste, ist nicht bekannt. Frischs Einschätzung schloss sich auch Holger Pfahls an, später Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium. Anfang 1992 war der Name Pfahls im Zusammenhang mit den illegalen Waffenlieferungen des BND an Israel in den Zeitungen zu lesen. »Wie Ernst Albrecht« zeige sich Holger Pfahls bereit, »Anschläge wie die von Celle zu wiederholen«, schrieb der VORWÄRTS .

Genau dieser „Celler Loch“-Herr Frisch war später dann BfV-Präsident:

Der Herr Frisch war von 1996 bis 2000 Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz.
Immerhin fällt das betreute Untertauchen des Trios in seine Amtszeit.

Und wer war sein Vizepräsident?

Von Oktober 1996 bis November 2005 war er Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Von Dezember 2005 bis zum Dezember 2009 arbeitete Fritsche als Geheimdienstkoordinator im Bundeskanzleramt.

KDF, der heute Staatssekretär für die Geheimdienste im Kanzleramt ist, und Ende 2011 Vorgesetzter des BKA war, als der NSU erfunden wurde.

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Und Mauss, was ist mit dem Superagenten passiert?

Der macht auf Al Capone 😉

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Ein Schaumschläger, dieser „Geheimagent“, dessen grösster Erfolg einen Unschuldigen ins Gefängnis brachte?

Die Mannheimer Versicherung hatte einen Detektiv mit Namen „Claude“ engagiert, der sich später als der Agent Werner Mauss entpuppte. Er versuchte mit abenteuerlichen Tricks, den Juwelier aufs Kreuz zu legen, lud dessen Schwager Achim Busse nach Australien ein und lockte ihn später gemeinsam mit Düe auf eine mit versteckten Mikrofonen gespickte Jacht nach Südfrankreich. Mauss durfte im Prozess dann in einem abgesperrten Raum über Mikrofon aussagen. Dües Anwalt, Elmar Brehm, enttarnte „Claude“ später als bezahlten Versicherungsspitzel und erwirkte die höchstrichterliche Entscheidung, dass eine abgeschottete Vernehmung von V-Männern in einem Strafprozess nicht statthaft ist.

Nach der Urteilsverkündung begann ein Untersuchungsausschuss damit, die Zusammenarbeit der niedersächsischen Polizei mit Mauss zu durchleuchten. Der Bundesgerichtshof hob am 2. November 1984 das Urteil gegen Düe auf und verwies das neue Verfahren nach Braunschweig. Danach begann ein zäher Kampf des Juweliers, der ihm eine Reihe juristischer Erfolge bescherte: 1984 wurde er aus der Haft entlassen, 1987 begann der zweite Prozess. Staatsanwalt und Gericht hielten „Claude“ alias Mauss jetzt für unglaubwürdig, und die falschen Zeugen der Polizei kippten der Reihe nach um.

Am 13. März 1989 wurde René Düe in allen Punkten freigesprochen und vollständig rehabilitiert. Er bekam rund zwei Millionen Mark Haftentschädigung, die er aber an Gläubiger weiterreichen musste.

Die Rolle von Mauss beim Tod von Uwe Barschel fehlt, das Buch könnte mal ein Update vertragen, auch beim Schmücker-Mord fehlt die Verbindung Manfred Borrak (Burgdorf, LfV Niedersachsen) zu den vermeintlichen Schmücker-Mördern aus Wolfsburg, da wurden sogar Namen geändert im Buch, und der „Ausleihe von V-Leuten“, die Mauss, das BKA und LfV NDS-Mann Frisch damals so betrieben…

Auch beim BND-Kapitel fehlt so Einiges:

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Ist es denn nicht richtig, dass Mauss nach Antritt beim BND des Präsidenten Klaus Kinkel im Herbst 1979 prompt die WSG Hoffmann für den Libanon anwarb? Geschah das eigenmächtig, im Auftrag des BND, oder war Israel mit im Boot? Führt diese merkwürdige Operation nicht geradewegs zum Oktoberfest-Attentat 1980, das man seit 35 Jahren der WSG anzulasten versucht?

Alles nur Spass?

mauss109So endete damals Austs Buch. Sieht der heute bei der causa Andreas Temme sicher ähnlich. Schreibt er aber nicht.

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