Gestern im OLG München eine „höchstwichtige Frage“: Machte „das Trio“ gemeinsam mit Holger Gerlach 2006 einen entspannten Urlaub, und das ohne „sich zu verstecken“, obwohl die beiden letzten Dönermorde nur kurz zuvor stattgefunden hatten? Und viel Spass hatten die da?
Im Gericht entwickelte sich eine Lehrstunde über die Leistungen der Wissenschaft für Kriminalisten. Demnach stimmen mindestens 26 Gesichtsdetails der zu identifizierenden Person, die eine Sonnenbrille trug, mit den Merkmalen von Holger G. überein. Im Gerichtssaal wurden Fotos des Gesichts an die Wände projiziert, auf denen die Gutachterin zahlreiche Pfeile eingetragen hatte. Nach ihren detailreichen Ausführungen über Hautbesonderheiten, über Mund, Nase und Ohren wagte es niemand der Verfahrensbeteiligten, die geballte Expertise in Zweifel zu ziehen.
Wo sind die Probleme?
- der Sachverhalt ist irrelevant. Völlig egal, ob er stimmt oder nicht.
- die Lehrstunde ist wie immer eine Leerstunde gewesen, da das BKA nicht unparteiisch ist.
Vor Gericht behauptete er [Gerlach] in einer Erklärung zur Anklage, 2004 sei der Kontakt zu Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt zunächst abgerissen; später habe er nur noch auf Drängen des Trios seinen Führerschein, eine Krankenkassenkarte und 2011 seinen Pass zur Verfügung gestellt. Von einem gemeinsamen Urlaub 2006 sagte er nichts.
In ihrer ersten schriftlichen Erklärung hatte Zschäpe vor Gericht durch ihre Anwälte vortragen lassen, Anfang Oktober 2006 sei „eine unendliche Leere“ in ihr gewesen. Auf das Eingeständnis weiterer Mordtaten ihrer Gefährten habe sie mit „Fassungslosigkeit, Entsetzen“ und dem „Gefühl der Machtlosigkeit“ reagiert. „Ich war unendlich enttäuscht darüber, dass sie erneut gemordet hatten. Auch hatten sie mich erneut hintergangen, obwohl sie mir zuvor versprochen hatten, keinen Menschen mehr zu töten“, ließ Zschäpe vortragen.
Wo sind die Probleme?
- der Sachverhalt ist irrelevant. Völlig egal, ob er stimmt oder nicht.
- Wer glaubt denn schon Zschäpes ziemlich beschissenen Ghostwritern?
Richtig erkannt hat sie hingegen das hier:
Die Rolle der Geheimdienste wird in diesem Prozess auch in den kommenden Monaten nicht zufriedenstellend geklärt werden. Sie ist für die Frage, wie Zschäpe und die vier Mitangeklagten zu bestrafen seien, unerheblich. Der Senat wird nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen.
Was ist vom weiteren Verlauf des Prozesses zu erwarten, der bald eine Sommerpause einlegen wird?
In manchen Punkten wohl nicht sehr viel:
- Die wahren Gründe für den mysteriösen Anschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn werden voraussichtlich ebenso im Dunkeln bleiben. Fragen der Opfer, warum ausgerechnet ihr Angehöriger Opfer des NSU wurde, ignoriert Zschäpe hartnäckig.
- Wie die Auswahl der Opfer und der Tatorte zustande kam, wird vermutlich nie geklärt werden.
- Gleiches gilt für ein mutmaßliches Netzwerk von Mitwissern.
Und wird es je eine Antwort auf die Frage geben, wie Mundlos am 4. November 2011 in Eisenach erst Böhnhardt und dann sich selbst in einem Wohnmobil töten, gleichzeitig durch die Decke schießen und einen Brand legen konnte? Ausgerechnet Zschäpe und Wohlleben aber bestätigen die (recht unwahrscheinliche) Vermutung der Anklage.
Selbstverständlich darf Omma die Russlungenlüge im Bundestag von Ziercke und Range nicht thematisieren. Die Rolle der Angeklagten ist hochgradig suspekt, und dementsprechend agieren auch deren Verteidiger. Wer da eigentlich auf der Anklagebank sitzt, vermutlich kompromittierbare (Ex-)Spitzel, das darf Omma selbstverständlich ebenfalls nicht zum Thema machen.
Es gibt auch in diesem, eher unwichtigen Fall keine unabhängigen Gutachter.
Woran man einen Schauprozess erkennt?
Ganz einfach: Ein Schauprozess ist, wenn kein Verteidiger unabhängige Gutachter verlangt, weder bei Gedöns wie im vorliegenden Fall noch bei den Kernfragen:
- ist die Zwickauer Ceska echt?
- ist die Zwickauer Ceska wirklich 9-fache Mordwaffe gewesen?
- sind die Womo-Dienstwaffen echt?
- sind die Heilbronner Tatwaffen aus Zwickau echt?
- welcher Schmauch ist an den noch vorhandenen Leichenasservaten in Jena festzustellen, stammt der aus der „Selbstmord-Pumpgun“?
- welcher Munition sind die 6 Fragmente in Böhnhardts Kopf zuzurechnen?
Woran erkennt man Staatsschutzmedien?
Ganz einfach: Staatsschutzmedien hat man dann, wenn niemals die Gutachter-Eigenschaft des BKA hinterfragt wird, das doch nichts weiter als sich selbst begutachtet.
Woran erkennt man NSU-Märchenbücher?
Ganz einfach: Die lassen, Musterbeispiel „Heimatschutz“, das Wichtige weg und blasen Nichtigkeiten auf.