Doppelt geschreddert und trotzdem wiedergefunden – Tarif

Wenn man verstehen will, wie unendlich schlecht die Qualität der Berichterstattung ist, sollte man sich spasseshalber mit der BfV-Schredderaktion im Nov 2011 befassen.

Hatten wir kürzlich erst getan: Dämlichster Titel seit Langem:

https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/08/05/ungeheuerlicher-verdacht-wollten-beamte-nsu-akten-schreddern/

Zugegeben hat das Ministerium Ende 2014, das BfV habe 157 “Treffberichte” von Tarif wiedergefunden. Wie das auf einmal gegangen sein soll, hat weder das BfV noch das Ministerium erklärt.

https://fatalistnsuleaks.wordpress.com/2015/04/20/martina-renner-fordert-das-bka-musse-das-bfv-durchsuchen/

Außerdem forderten sie, 171 Deckblattmeldungen des BfV heranzuziehen, die auf Berichte des früheren V-Mannes Michael von Dolsperg (Deckname “Tarif”) zurückgehen – diese Deckblattmeldungen konnten rekonstruiert werden, weil in anderen BfV-Abteilungen noch entsprechende Unterlagen vorhanden waren.

So habe er etwa in einem Sprechzettel für den damaligen Präsidenten Fromm behauptet, dass die Akten bereits im Januar 2011 vernichtet worden seien, schreiben die Anwälte unter Berufung auf den Bericht des NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestags.

http://www.spiegel.de/panorama/nsu-prozess-nebenklage-nimmt-verfassungsschutz-ins-visier-a-1046537.html

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Ebenfalls schon gebloggt:

Laabs schrieb dazu:

Lingen tat dann später so, als sei die Vernichtung der Akten ein Versehen gewesen, als aber erneut Dokumente einer der Informanten – Deckname „Tarif“ – auftauchte, ließ er auch die schreddern. Trotzdem sagte Sebastian Edathy bei der Vorstellung des Abschlussberichtes seines NSU-Ausschusses wenig später – und keiner seiner Kollegen und Kolleginnen aus dem Ausschuss widersprach –, dass die Vernichtung eher aus „Dummheit“ passiert sei.  https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/04/23/hajo-funke-und-der-tarifbetrug-teil-1/

Das führte zu der Schlussfolgerung, dass es vielleicht so war, dass bereits im Januar 2011 geschreddert wurde, und die Nachfindungen dann im Nov 2011.

Wurde am 8.11.2011 im BfV damit angefangen, NSU-Akten zu schreddern, oder wurden nur Nachfindungen zu NSU-Akten kurz nach dem 4.11.2011 geschreddert? Wer waren die T-Spitzel wirklich? Und wer waren sie nach der “Rekonstruktion” ?

Diesen Fragen sind die Wichtigen, denn es geht um Vorwissen bzw. um Reaktion, die Ereignisse vom 4.11.2011 betreffend. Bzw. um Vertuschung.

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Aktuell gibt es dazu noch einen weiteren Artikel in der jungen Welt, der all diese Hintergründe mit keiner Silbe erwähnt: Linker „Qualitätsjournalismus“:

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29 Anwältinnen und Anwälte der Nebenklage haben am Montag beantragt, den rekonstruierten Teil der am 11. November 2011 geschredderten Akten über die Geheimdienst-V-Leute »Tarif«, »Tinte«, »Treppe«, »Tonfarbe«, »Tusche«, »Tacho« und »Tobago/Investor« beizuziehen.

http://www.jungewelt.de/2015/08-05/064.php

Die 29 Anwältinnen und Anwälte gehen davon aus, dass die Aufklärung der Mord- und Anschlagsserie durch die Aktenvernichtung staatlicher Stellen gezielt behindert wurde. Sie fordern in dem Antrag, dass die rekonstruierten V-Mann-Dokumente unmittelbar ins Verfahren eingeführt werden, »ohne dass mit der Bundesanwaltschaft eine Behörde der Exekutive eine Vorauswahl treffen darf«. Im Fall des BfV lässt sich das faktisch nicht verhindern.

Warum fordern Sie es dann trotzdem?

Die 29 Nebenkläger sind „Tarif-gläubig“, sie folgen brav der gelegten Spur, demnach Michael See/v.Dolsperg, seit 2002 abgeschaltet, 2011 als Tarif geschreddert worden sei. Kurz nach dem 4.11.2011. Oder doch schon im Januar 2011, lediglich „Nachfindungsgeschreddert“ im Nov 2011?

Das alles fehlt beim linken Qualitätsjournalismus, es soll wohl Niemand die Zusammenhänge verstehen, welche die Autorin offensichtlich ebenfalls nicht verstanden hat… die 171 Deckblattmeldungen werden nicht dort erwähnt… die BfV-gläubigen Nebenkläger machen Gedöns, so in etwa kann man die neue Nebenklage-Show zusammenfassen..

Wer sich den Antrag durchlesen möchte:

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Auch das noch:

Außerdem könnten die Dokumente Aufschluss über die ideologisch-politischen Einstellung der inzwischen toten Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sowie der Angeklagten Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben, Holger Gerlach und Carsten S. vor und nach dem 26. Januar 1998 geben. An diesem Tag war Zschäpe mit Mundlos und Böhnhardt in Jena untergetaucht.

Das ist alles unwichtiger Total-Schwachsinn, und es hat mit der Aufklärung von 10 Morden etc pp. rein gar nichts zu tun.

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Der einzig sinnvolle Absatz im seitenlangen Gedöns dort ist der Letzte:

Am Dienstag ging das Gericht noch einmal dem Weg der Tatwaffe der Mordserie  von der Schweiz bis nach Jena nach. Es befragte einen Schweizer Ermittler, der den mutmaßlichen Waffenkäufer Peter G. vernommen hatte, der den Erwerb der Ceska-83-Pistole im Jahr 1996 allerdings bestritt.

Auch nicht neu, aber immerhin. Alles ungeklärt, BAW-BKA-Märchengeschichten, die nicht einmal gut inszeniert wurden… siehe:

https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/08/05/der-schweizer-ceska-polizist-vor-der-sommerpause-man-weiss-gar-nichts/

Dort ist die BKA-Akte zum Download verlinkt.

KHK Uwe Deetz und Kollegen vom BKA waren bereits 2009 in der Schweiz dabei, als die Beweise nicht gefunden wurden. Nicht einmal ein Nachnahme-Zahlungsbeleg für „Versand der Ceskas“. Ist allerdings auch etwas schwierig bei Barverkauf… störte aber niemals… bei der Konstruktion der Ceska-Stafette, auch wenn es fast alle darin angeblich Involvierten abstreiten.

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Immer gut wenn man schon beim Stellen von Beweisanträgen weiss, dass die a) Schrott sind, und b) irrelevant, aber c) dumme Journalisten diesen Quatsch begeistert aufnehmen.

So gesehen: Alles okay beim Schauprozess…

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