Rohwedder-Mord kann nur die RAF gewesen sein?

Nichts Neues von Springers zum 30-jährigen:

Immer wieder fällt er auf, der „Leitende“ in Sachen Staatspropaganda bei der WELT, ein gewisser Kellerhoff… unkritisch, staatsnah, so wie sein Herausgeber Aust beim NSU oder beim Breitscheidplatz-Islamterror.

Der Mord an Detlev Karsten Rohwedder war, wie man im Rückblick weiß, das letzte Attentat der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion (RAF) auf eine Person, die Staat oder Gesellschaft repräsentierte: Er wurde das 36. Opfer des Amoklaufs gegen den Rechtsstaat, auf dem deutsche Linksextremisten zwischen 1970 und 1991 waren

Wissen tut man eigentlich herzlich wenig, aber man folgt dem staatlichen Narrativ, getreu dem alten Propaganda-Motto „man muss es nur oft genug wiederholen, dann wird es zur Wahrheit“

„Das Bekennerschreiben der RAF war authentisch“, ist der Kriminalbeamte Rainer Hofmeyer auch drei Jahrzehnte später noch überzeugt. 1991 liefen bei dem damaligen Leiter der Terrorismusbekämpfung im Bundeskriminalamt (BKA) alle Informationen zusammen – nach dem Attentat und auch schon davor. Das BKA war nach dem Mord an Rohwedder vom Generalbundesanwalt mit den Ermittlungen beauftragt worden.

Das Bekennervideo ohne Bekenntnis des sogenannten NSU war auch „authentisch“, und schon vor 30 Jahren kam bei den Ermittlungen des Staatsschutzes des BKA exakt das heraus was gewünscht war.

Zwei Fragen treiben den heute 73-jährigen Polizeipensionär immer noch um: Warum konnte der Anschlag am 1. April 1991 trotz aller Prognosen und Warnungen nicht verhindert werden? Und weshalb halten sich bis heute wilde Verschwörungstheorien über dieses Attentat?

Mögliche Antworten: Weil er gar nicht verhindert werden sollte, und weil das Regierungsnarrativ fast ohne Beweise auskommen muss.

Ähnlichkeiten mit anderen Staatskonstrukten sind ganz sicher rein zufällig:

Ähnlich einfach lässt sich wohl auch ein „authentisches RAF-Logo“ faken.

Rückblickend erklärt Hofmeyer: „Rohwedder war nach der Wende und dem Zusammenbruch des Ostblocks das einzige plausible Anschlagsziel der RAF. Sie wollte mit diesem Attentat eine zweite Revolution in der ehemaligen DDR auslösen. Viele Menschen dort waren höchst aufgebracht über die wirtschaftlichen und persönlichen Folgen der Auflösung der volkseigenen Betriebe – und sie hatten gerade eine erfolgreiche Revolution hinter sich.“

Nö, ganz sicher waren der Kanzler Kohl und sein Wirtschaftsminister ebenfalls potentielle Anschlagsziele; und Rohwedder war doch derjenige, der möglichst viele DDR-Betriebe erhalten wollte, während seine Bankster-Nachfolgerin Birgit Breuel danach „alles platt machte“, oder etwa nicht?

Ein seniler alter weißer Mann, dieser 73-jährige Pensionär des BKA?

Der US-Streamingdienst Netflix verbreitete in einem technisch exzellent gemachten Vierteiler im Herbst 2020 neben der zutreffenden Täterschaft der RAF gleich drei weitere Versionen.

Demnach sollen entweder ehemalige Stasi-Scharfschützen, frustrierte andere frühere DDR-Bürger oder sogar westliche Geheimagenten Rohwedder ermordet haben.

Dabei bestand nie ein begründeter Zweifel an der Täterschaft der RAF…

Am plausibelsten erscheint mir persönlich die Gladio-These: Aus dem Weg geräumt von westlichen Auftragskillern, die im Auftrag von Konzernen handelten. Man schaue sich den Trailer bei Netflix an!

Was für ein Propagandist dieser Kellerhoff ist wird deutlich an der Formulierung „zutreffende Täterschaft der RAF“, es geht ihm ganz offensichtlich darum, Zweifel zu diskretieren, so als „Wahrheitsministerium“. Genau deshalb ist er eine Propagandatröte des Tiefen Staates, ein Teil der Lügenpresse.

Seine ersten beiden „Beweise“ sind keine, und auch der dritte Beweis deutet eher auf Gladio, also staatlich bestallte Akteure als auf Linksterroristen:

Schließlich konnte drittens ein in einem Handtuch am Tatort Rohwedder gesichertes Haar zwar noch nicht 1991, wohl aber acht Jahre später per fortentwickelter DNA-Analyse zweifelsfrei dem RAF-Terroristen Wolfgang Grams zugeordnet werden – der jedoch bei der versuchten Festnahme 1993 auf dem Bahnhof von Bad Kleinen Selbstmord begangen hatte.

Ach, der hat Selbstmord begangen? Weshalb man ihm die Schmauchspuren an Kopf und Schusshand im Beisein des BKA sofort entfernen liess, bevor sie untersucht und einer Tatwaffe zugeordnet werden konnten?

Leider ist die Leserschaft bei Springers WELT weitestgehend intellektuell wehrlos, da nichtwissend.

Indirekt bewies noch eine weitere, ebenfalls erst nachträglich analysierbare Spur in dieselbe Richtung: Im Fluchtwagen der Täter, die auf die US-Botschaft geschossen hatten, wurde ein Haar des RAF-Mitglieds Daniela Klette gefunden. Nach ihr wird bis heute gefahndet, inzwischen wegen mehrerer Überfälle auf Geldtransporter.

Die RAF-Rentnergang der sogenannten „3. Generation“, die 3 Meilen gegen den Wind nach Geheimdienst riecht…

… was auch ein Kommentator recht gut erkannt hat:

Sie geben die Verschwörungstheorie nicht gut wieder, so versteht man die Faszination daran nicht. Die gängigste geht ungefähr so: Rohwedder wollte die DDR nicht abwickeln, sondern die Industrie dort nach Möglichkeit erhalten. Das passte dem tiefen Staat der BRD nicht und so beschloss dieser die Eliminierung. Die RAF wird hier wie Gladio als Geheimarmee der BRD dargestellt, die zur Einschüchterung der Bevölkerung dient und zur Eliminierung von Managern, die auf abstruse Ideen kommen, wie vorher auch schon Herrhausen mit seinem Schuldenerlass für Afrika. Wunderschön passt die Untätigkeit der Personenschützer in dieses Bild wie auch die Beseitigung vom mutmaßlichen Täter in Bad Kleinen. Spannende Story oder?

Buback hatte als Generalbundesanwalt und Hauptfeind der RAF Generation 1 nicht einmal einen gepanzerten Dienstwagen, möchte man ergänzen. Passt gut zur „Verschwörungstheorie“ in Sachen Herrhausen und Rohwedder.

Das Highlight der Bräsigkeit Kellerhoffs offenbart der dann selbst in den Kommentaren:

Wie meinen?

Unfug sind sie ausnahmslos alle. „Ihre“ schon deshalb, weil es so etwas wie einen „deep state“ nun einmal weder in den USA noch in der Bundesrepublik gibt.

Wieder was gelernt: Es gibt gar keine ausserhalb der Legalität agierenden staatlichen Institutionen? Kann das eventuell damit zu tun haben, dass Staat und Tiefer Staat teilidentisch sind?

Schönen Sonntag allen Selberdenkern!

Print Friendly, PDF & Email

3 comments

  1. Seinerzeit sind übrigens nicht nur Rohwedder und
    Herrhausen gewaltsam ins Jenseits befördert worden.

    In der Öffentlichkeit
    weitesgehend unbekannt (und irgendwie auch verschwiegen) ist der Mord an den
    Referatsleiter
    („Investorenbeauftragter“) der Berliner Senatsbauverwaltung Hanno Klein. Hanno Klein war als Referatsleiter der Berliner Bauverwaltung für viele
    Großprojekte in Berlin nach dem 3.10.1990 verantwortlich. Am 12.6.1991 ist Hanno Klein
    mittels einer Briefbombe ins Jenseits befördert worden. Der Mordfall Hanno Klein ist bis zum heutigen Tage ebenfalls nicht aufgeklärt worden. Die
    Ermittlungen in diesem
    Mordfall wurden bereits
    wenige Monate später „vorerst eingestellt“.

    Warum ist der Mord an einen der hochrangigsten Beamten der Berliner Bauverwaltung kurze Zeit nach den Morden an
    Rohwedder und Herrhausen so unspektakulär im Sande
    verlaufen und warum sind kurze Zeit später die
    Ermittlungen vorerst eingestellt worden? Warum ist die
    Nachrichtenlage zu diesem Mordfall bis zum heutigen Tage so „dünn“ und unbefriedigend?

    Auf den ehemaligen
    Berliner Regierenden
    Bürgermeister Momper gab es 2000 wohl auch ein Attentat (WELT 31.12.2000 POLIZEI SCHÜTZT MOMPER NACH ANSCHLAG). Momper war nach seiner Zeit als Regierender Bürgermeister ab 1992 als
    „Generalbevollmächtigter“
    einer großen Bau- und
    Immobilienfirma tätig (typische
    Karriere für Sozialdemokraten!)

    *zum Mordfall Hanno Klein
    Artikel TAZ vom 10.6.2011 VISIONÄRE STERBEN FRÜHER

    RBB sendet in der True Crime Podcast Serie demnächst zum
    Mordfall Hanno Klein einen Beitrag.

  2. DAS
    BRIEFBOMBENATTENTAT

    True Crime Podcast RBB vom 25.4.2020

    https://youtu.be/JxbV-fTk7E4

    Behandelt wird der Mord (Briefbombe) an den
    Referatsleiter der Berliner Bauverwaltung Hanno Klein wenige
    Monate nach der Tötung von Herrhausen und
    Rohwedder.

    Der Mordfall Hanno Klein ist bis zum heutigen Tage ebenfalls nicht aufgeklärt. Es besteht begründeter
    Anlass zu vermuten, daß der Hanno Klein aus
    denselben Gründen
    gewaltsam ins Jenseits
    befördert wurde, wie
    Herrhausen und
    Rohwedder. Warum sind die
    Ermittlungen zu diesem Mordfall so relativ früh nach der Tat eingestellt worden? Warum es so gut wie keine relevanten
    Fahndungsaufrufe und
    relevanten
    Fahndungsmassnahmen gegeben hat und die
    Berichterstattung so dünn und dürftig war, ist
    unbekannt. Diejenigen Kreise in Politik und
    Presse allerdings, die den Mordfall Lübcke zu einem Attentat a’la JFK
    hochstilisieren, sind
    dieselben Kreise, die den Mordfall Hanno Klein schon relativ früh nach der Tat unter „zu den Akten“ und „Weglegen“ abgehakt haben. Wer da an Zufälle glaubt, der glaubt auch, daß der Richter Götzl ein barmherziger
    Samariter ist…

    P.s.:
    Die True Crime Podcast
    Serie des RBB ist durchaus gelungen, hochinteressant und kann empfohlen
    werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert