Simst V-Mann 1 an V-Mann 2: „Hallo, was ist mit dem Bums?“, und das LKA hört mit

Die Vorkommnisse des 25.8.1998 sorgen wieder einmal für Rauschen im NSU-Blätterwald. Die Berichterstattung ist -wie fast immer- so gehalten, dass die Leser nicht verstehen, um was es eigentlich geht.

Die Welt hat den Titel bereits entschärft, er enthält keine Sabotage mehr.

sabo-piatttoDas stimmt so halb. TLfV – Vize Nocken und Abteilungsleiter Schrader sagten aus, sie hätten das TLKA informiert, mündlich, den Präsidenten Egon Luthardt, und der bestritt das. Das ist seit 2013 bekannt. Das ist nicht neu.

Steht aber nicht bei der Welt.

welt2

Was schreiben sie denn nun, was ist der Punkt?

Im Kern drehen sich die Vorwürfe um ein Treffen des V-Mann-Führers mit seiner Quelle „Piatto“ vom 25. August 1998. Um 19.21 Uhr, noch während des Treffens, erhielt der V-Mann eine SMS, in der Jan W. fragte: „Was ist mit dem Bumms?“ Ermittler gehen davon aus, dass mit dem „Bumms“ scharfe Schusswaffen gemeint gewesen seien, die die Untergetauchten unbedingt bekommen wollten.

Diese SMS fing das LKA ab. Man wusste also Bescheid.

Wo ist jetzt genau der Skandal?

Juni 2016:

Warum wurde das Handy just an jenem Tag ausgetauscht?

Na weil es bei einer TKÜ-Massnahme aufgeflogen war, als Innenministeriumshandy BRB.

August 2014:

Piatto, Jan Werner und „Hallo, was ist mit den Bums?“

1. 25.08.1998 19:21 Uhr SMS Werner an Handy 0172/)000(X„Hallo, was ist mit den Bums“
2. 26.09.1998 TLfV Bd. 1, 133 Werner habe TRIO noch nicht mit Waffen versorgt.
3. 02. und 14.10 1998, wonach Jan Werner noch immer auf der Suche nach Waffen für das TRIO           war, berichtet.

aus dem Schäfer-Gutachten. Spitzel-Berichte unter Punkt 2 und 3. 
Punkt 1 ist aus einer G10-Überwachung von Jan Werners Handy. 
Es war ein Innenministerium Potsdam-Handy. Ein LfV-Handy.

Die Welt weiter:

Damit hätte der Verfassungsschutz Kenntnis von einer möglichen Waffenbeschaffung der gewaltbereiten Neo-Nazis gehabt – und geschwiegen. Bis heute ist die Herkunft der meisten Waffen, die im ausgebrannten Unterschlupf des NSU in Zwickau gefunden wurden, unbekannt.

Die Herkunft der meisten Waffen ist irrelevant. Wichtig ist nur die Herkunft von Tatwaffen. Zschäpe liess verlesen, Jan Werner habe eine Waffe mit Schalldämpfer beschafft. Bislang geht man davon aus, dass damit die Maschinenpistole Pleter 91 gemeint ist. Die lag offiziell im Womo auf der Sitzbank, soll am 4.11.2011 beim Schuss lebender Uwes auf die Polizei benutzt worden sein. Der zugehörige Schalldämpfer lag in Zwickau.

Spannend wird es natürlich dann, wenn „MP Pleter“  falsch ist, und „Ceska 83 SD“  richtig. Um das zu verhindern, muss Kronzeuge Carsten Schultzes Ceska-Geschichte halten, und Wohlleben darf die Ceska nicht bestreiten. Hatte er gewagt, Dezember 2015, „kuerzer und klobiger“, jedoch 2016 brav zurueckgerudert, „hab garnicht hingeguckt“…

Welt:

Verfassungsschützer G. sagte im Prozess 2015 aber aus, dass „Piatto“ die SMS nicht mehr habe lesen können, da er just an dem Nachmittag um 16 Uhr ein neues Handy vom Verfassungsschutz erhielt. Von der brisanten SMS wisse er also nichts.

Das hat Piatto genauso ausgesagt, hätte man vielleicht hinschreiben müssen?

Maerz 2016:

Aussageregie nach Aktenlage? SMS „Bums“ kam auf totem Handy an

Auch nicht neu.

Wie war das denn damals?

Doch das deckt sich nicht mit seinen eigenen Angaben, die er im Amt machte. Denn nun ist ein interner Treff-Bericht des Verfassungsschützers aufgetaucht, der den Anwälten Thomas Bliwier, Alexander Kienzle und Doris Dierbach vorliegt. Aus dem „Geheim“ gestempelten Vermerk geht hervor, dass Reinhard G. „Piatto“ um 15 Uhr in Brandenburg abholte und mit ihm nach Potsdam fuhr.

Aus den Akten geht laut Clemens Binninger etwas ganz anderes hervor:

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In den Akten steht, dass Reinhard Görlitz in Wahrheit Sachsens LfV-Präsident Gordian Meyer-Plath ist.

Irre, was da abgeht.

Finden wir schon ein wenig merkwürdig, dass das niemanden interessiert. Haben wir schon mehrfach geblogt. Der nuschelnde Zeuge mit der Wollmütze und dem Schal, dessen Gesicht niemand sah bei 4 Auftritten im OLG-Schauprozess, ist laut Akten des LfV Potsdam Gordian Meyer-Plath. Und das Bundestags-Wortrotokoll ist 3 Jahre alt und oeffentlich. Seite 44.

Die Welt:

Dort kauften sie…

Wer ist bitte „sie“?

… zwei Mobiltelefone mit Prepaid-Karten auf die „Arbeitsidentität“ des Beamten, die den Tarnnamen „Dieter Borchert“ trug. Unter diesem Namen stellte sich Reinhard G. vor. Erst um 20 Uhr trennten sich die beiden wieder, vier Stunden nach dem Zeitpunkt, die G. vor Gericht angab. Die entsprechende Kurzmitteilung dürfte er also gesehen haben.

Wie denn, wenn sie auf dem alten, abgeschalteten BRB-Innenministerims-Handy ankam, und nicht auf dem neuen Borchert-Handy?

Was mit den beiden Handys geschah, steht zwar nicht im Bericht. Aber aus den Akten des LKA Thüringen ergibt sich, dass „Piatto“ mit einem Telefon erneut mit Jan W. Nachrichten austauschte. Das LKA überwachte Jan W. und wollte herausfinden, mit wem er denn kommunizierte.

Richtig. Lesen Sie es nach:

handy1handy2handy3handy4Wir wissen um die Faulheit unserer Leser… 😉

Wenn das TLKA das Werner-Handy überwachte, dann wusste das TLKA auch, was da los war. Oder nicht?

Wird daher schwierig, das mit der Sabotage:

„Verfassungsschutz sabotierte die Ermittlungen der Polizei“

Doch eine Anfrage beim Anbieter ergab nur die Auskunft, dass der Anschluss auf einen „Dieter Borchert“ gemeldet sei – der Verfassungsschutz wollte seine Quelle nach den Erkenntnissen der Anwälte legendiert weiter an der Überwachung teilnehmen lassen, hielt die Polizei darüber aber im Unklaren.

Das ist strittig, siehe oben. TLfV sagt so, TLKA sagt anders… sollte man hinschreiben.

„Just zu dem Zeitpunkt der Bemühungen des NSU, über ,Piatto‘ – eine Quelle des Verfassungsschutzes – Waffen zu beschaffen, sabotierte der Verfassungsschutz die Ermittlungen der Polizei“, so Alexander Kienzle. Die Polizei hatte keine Chance, frühzeitig zuzugreifen, weil der Verfassungsschutz die Rechtsextremisten gewähren ließ – mit den bekannten Folgen. Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos ermordeten neun Männer und eine Frau.

Ob die Uwes neun Männer und eine Frau ermordeten, das ist noch lange nicht bewiesen. Immer wieder erstaunlich, wie schmerzbefreit bei Welt-Herausgeber Aust manipuliert wird.

Was meint denn Wiebke Hautnah bei der Alpen-Prawda dazu?

zwischenablage21

Scheint dasselbe zu sein. Wie heisst der Reinhard Goerlitz? Wieder nicht Gordian?

Natuerlich nicht. 1 und 1 zusammenzaehlen ist bei MSM-Journalisten nicht vorgesehen.

Das Ende variiert:

Ein anderer Angeklagter profitiert von den Vorwürfen

Die Verteidigung des Angeklagten Ralf Wohlleben hat sich dem Antrag angeschlossen. Wohlleben ist wegen Beihilfe zum Mord in neun Fällen angeklagt. Er soll bei der Beschaffung der Mordwaffe des NSU, der Pistole Ceska, geholfen haben. Seine Anwälte bemühen sich, Zweifel daran zu säen, dass die Waffe, die mindestens mit Wohllebens Wissen zu Mundlos und Böhnhardt gelangt ist, tatsächlich die Waffe war, mit der Böhnhardt und Mundlos neun Menschen türkischer und griechischer Herkunft ermordet haben.

Nein, das tun diese Anwaelte nicht. Im Gegenteil versieben sie saemtliche Ceska-Elfmeter, und das seit Jahren.

Es kommt Wohlleben und seinen Anwälten daher gelegen, wenn jemand anderes als möglicher Waffenbeschaffer in den Fokus gerät. Nun muss das Gericht über den Antrag entscheiden.

Auch hier fehlt, dass Jan Werner laut ZschÄpe-Vorlesung eine Waffe mit Schalldämpfer beschafft haben soll.

Warum sind die Berichte so unendlich mies?

Martina sucht noch, welcher Verfassungsschutz da eigentlich vertuschte:

renner

Das BfV warnte Potsdam, die Nummer vom Spitzel sei beim TLKA aufgeflogen. Wahrscheinlich warnte das TLfV das BfV, meinte man 2013 im Bundestag.

Wir glauben das nicht. Mal sehen, was der Ausschuss in Potsdam dazu noch herausfinden wird.

Das ist offenbar geklaert:

Der Brandenburger Verfassungsschutz hatte offenbar gleich zwei V-Leute im unmittelbaren Umfeld der NSU-Terrortruppe platziert:  (»Piato«) und die – noch nicht enttarnte, womöglich weiter aktive – Quelle 370 004. Beide hatten auch intensive Kontakte zum militanten Nazi-Netzwerk . »nd« las in geheimen V-Mann-Berichten.

Sieht sehr nach Jan Werner aus: November 2016…

Leute, bitte das Hirn einschalten.

Sowohl Starke als auch Werner waren schon „langjährige Vertrauensersonen“, bevor sie 2000 fuer das Landser-Verfahren im Aufrag der BAW vom LKA Berlin angeworben wurden. Der komplette Landser-Vertrieb war VS, daher auch die Abtrennung nach Dresden, mitsamt harmlosen Strafen.

Wir haben offensichtlich einen V-Mann 1, der beim V-Mann 2 wegen „Bums“ anfragte, und ein LKA Erfurt hoerte mit. Kein Wunder, dass da bis hinauf zum BfV alle Alarmglocken losgingen.

Um welche Waffe ging es?

2 comments

  1. Nein, bitte nicht. Die Dönermörder-Ceska darf nicht sterben. Der Götzl, Diemer und die Linken brauchen die doch.

    Und wo kämmen wir hin, wenn ausgerechnet der Gordian Meier-Platz der Beschaffer der Mörder-Ceska war? Kaum auszudenken. Dann platzt der Prozeß. Das wäre der NSU-Gau.

  2. Da steht doch eigentlich, dass das Treffen zwischen dem Vermummten und Piatto extra wegen Handyaustausch stattfand? Werden TKÜs automatisch an den Koordinator im Kanzleramt gemeldet?

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