Wenn Schriftsteller die Welt des NSU erklären

Wenn Schriftsteller den Gang der Weltenläufte erklären müssen, dann kommen diese Weltenläufte meistens nicht gut bei weg.

Immer wenn ein NSU-Aufklärer mit stolz geschwellter Brust eine vermeintlich neue Ungeheuerlichkeit aus der Arbeit der Dunkelmächte offen legt, schauen die Spitzbuben hinter der nächsten Hauswand hervor und drehen diesen eine Nase. Zurecht, denn Geheimdienstler sind nun mal die Bösen, auch wenn sie die Guten sind.

Elmar Krekeler hat sich der Mühe der literarischen Rezension unterzogen und bespricht das aktuelle Aufgebot an Versuchen, den NSU-Plot per Kriminalroman aufzuarbeiten. „Die schützende Hand“ ist von Schorlau, das bessert er sicher in seinem Aufsatz nach, Böhnhardt und Mundlos haben auch keine zehn Leute umgebracht, das sollte man schon bwiesen können, wenigstens ein ganz kleines bißchen. Das ist ihm allerdings nicht auszureden. Ansonsten ist er intuitiv dran an dem, was Phase gewesen sein könnte, wenn es so passiert wäre, wie es sich Schriftsteller nicht auszudenken gewagt haben. Ungefähr jedenfalls.

Weil man manchen Menschen ja immer alles dreimal erklären muss, wiederholen wir uns an dieser Stelle gern zum dritten Mal: Eines der bösesten Märchen der deutschen Nachkriegsgeschichte handelt von zwei Männern, die nach einem gelungenen Banküberfall am 4. November 2011 erschossen in einem in Eisenach-Stregda geparkten brennenden Wohnmobil gefunden werden.

Das Märchen heißt „Das Ende des Nationalsozialistischen Untergrunds“ und wird immer noch von deutschen Sicherheitsdiensten erzählt. Und zwar so, wie es garantiert nicht abgelaufen sein kann. Dass die zehnfachen Mörder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sich nämlich selbst erschossen haben.

Zum dritten Mal müssen wir das erwähnen, weil diese Urszene des Misstrauens in die Legalität der deutschen Inlandsgeheimdienste sozusagen auch die Urszene von „Dunkelmacht“ ist …

Schon nach dem, was Schorlau und Eckert eng am zugänglichen Material erzählten, war erstens klar, dass nur grenzdebile Faktenleugner wirklich glauben konnten, was offizielle Lesart der Behörden war – Böhnhardt und Mundlos hätten sich nämlich selbst dann noch in die Schädel schießen müssen, als sie eigentlich schon tot waren, es gab eine abgefeuerte Patrone zuviel. …

In diesem Lande leben wir. Und so richtig wohl ist einem bei diesem Gedanken nicht.

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