Ein V-Mann Leben nachgezeichnet: Corelli

Ziemlich gute Einstiegslektüre:

zwischenablage675 Seiten zu Corelli. Ein Update, wahrscheinlich. Der Artikel dürfte erstmaig vor einem Jahr erschienen sein.

Thomas Richter ist mittendrin, wie ein Videoschnipsel zeigt, der im Internet zu sehen ist: Bei einem Besuch in Schönborns Hauptquartier, das  gerade von der Polizei gestürmt wird, ist es Thomas Richter, der im Hintergrund aus einem Fenster springt und entkommt.

Im Gegensatz zum Sondergutachter Jerzy Montag nennt die MZ den Klarnamen. Den zu nennen verweigerte Montag sogar als Zeuge in NSU-Untersuchungsausschüssen.

300.000 Euro bis zum Ende seiner Laufbahn kassiert

Seine Kameraden staunen nicht schlecht, wie es HJ-Tommy gelingt, dem Verfolgungsdruck durch die Behörden auszuweichen. „Keiner wusste, wie er das immer machte“, sagt ein damaliger Bekannter. Als ein Nutzer im Forum des Nationalen Beobachters den Eintrag „man sollte mal ein paar Rote um die Ecke bringen“ hinterlässt, stürmt die Polizei die Wohnung in der halleschen Schiedstraße. Rechner und Datenträgern werden beschlagnahmt.

„Gewisse Rücksichtnahmen“ kennt man von anderen V-Leuten ebenfalls, kein Sonderfall:

Doch zum Prozess kommt es nicht. Thomas Richter bleibt ungeschoren. Es gibt keine Anklage, weil – so wird Jerzy Montag, Sonderermittler des Bundestages, später herausfinden – Corellis V-Mann-Führer bei der Staatsanwaltschaft auf eine Einstellung des Verfahrens dringt.
Das hier stimmt nicht, „gewisse Rücksichtnahmen“ des Journalisten?
Bis Thomas Richter doch noch einmal interessant wird, als ein Zuträger des Hamburger Verfassungsschutzes eine Daten-CD findet, die den Begriff NSU enthält. Der Mann erinnert sich, die CD von Richter erhalten zu haben, dem Mann, dessen Name schon auf der Telefonliste des NSU aufgetaucht war. Die CD geht auf eine Reise von Hamburg zum Generalbundesanwalt, aber auch an das Bundesamt für Verfassungsschutz, allerdings ohne Hinweis, dass der frühere Thomas Richter, jetzt  Thomas Dellig, etwas zum Inhalt sagen könne. Das erfahren die Verfassungsschützer erst am 4. April 2014. Worauf sie beschließen, Thomas Richter  dazu zu befragen.

Das BfV wusste von dieser NSU-CD seit November 2013 aus dem Internet. Da lebte Corelli noch.

Anfang April 2014:

Zweifel an der Todesursache

Doch es kommt nicht einmal mehr dazu, dass das zuständige Betreuungsteam von dieser Absicht informiert wird.  Schon zwei Tage bevor die CD beim BfV eintrifft, hat sich Thomas Dellig per SMS bei seinen Betreuern krankgemeldet. Telefonanrufe nimmt er danach nicht mehr an, auf SMS antwortet er nicht. Am Nachmittag des 7. April gehen die Beamten schließlich nachschauen. Als der Vermieter den beiden angeblichen Freunden seines neuen Mieters die Tür öffnet, liegt Thomas Richter unbekleidet auf dem Bett. Der 37-Jährige ist tot.

„unbekleidet auf dem Bett“ ist wohl die News. Immerhin, es gibt eine.

Sonst gibt es nur „gewisse Rücksichten“:

Sein Tod kurz vor einer erneuten Befragung dazu verstärkten den Eindruck, hier sei etwas nicht  mit rechten Dingen zugegangen. Doch Belege findet Sonderermittler Jerzy Montag auch in einer zweiten Aktenprüfung nicht. Corellis Beziehungen in Richtung NSU seien begrenzt gewesen, sein Kontakt zu Uwe Mundlos nur flüchtig. Mehrere der NSU-CDs habe er zwar gebrannt, aber wohl nicht hergestellt. Und die ersten Hinweise auf die Terrorgruppe im Nazi-Fanzine „Der weiße Wolf“ habe er selbst vielleicht nicht einmal gelesen.

Tri tra trulala, alles in Butter, „wohl“, „vielleicht“, „könnte“ und so weiter.Viel wahrscheinlicher ist es, dass Corelli Staatsknete an rechte Fanzines spendete.

Das Rattengift-Gutachten soll Ende September vorliegen. Auch da wird sicher Entwarnung gegeben werden.

Insgesamt jedoch ein guter Überblick zum Thema Corelli.

Lob vom Kollegen der Welt-Investigativtruppe:

zwischenablage66Hat er nicht?

zwischenablage65

Schauen wir also besser bei DIE WELT nach, wieviel Euro Spitzellohn (inklusiver Spesen und Ersatzbeschaffungen für beschlagnahmte Computer etc.)  Corelli denn so bekam.

Man bekommt auch noch einen guten Eindruck, was für eine peinliche Vorstellung das BfV Jerzy Montag in Ausschüssen gibt: DIE WELT, Juni 2016:

zwischenablage68Die Wahrheit ist völlig anders. Montag weiss längst nicht alles, aber gibt gerne den Oberschlauen. Montag weiss nur, was man ihn wissen liess. Er hat offenbar gar nicht bemerkt vor lauter Eitelkeit, dass er den Persilschein für den Sicherheitsapparat ausstellte, und das in Sachen Corelli gleich 2 mal in 2 Jahren. Peinlich, aber sicher sehr gut bezahlt.

Verdummung von A bis Z. Corelli kannte die Uwes gut. Er kannte auch Zschäpe. Er kannte sie alle.

Wir haben dann mal geschaut, spasseshalber, ob der „angetwitterte MZ-Redakteur“ @koenau dem Besserwisser Florian Flade von der Welt geantwortet hat, in Sachen Spitzellohn Corelli 300.000 Euro, der mehrfach auch in DIE WELT zu finden sind. Auch hier.

Hat er nicht. Ob er „was will dieser merkbefreite Typ von mir?“ dachte, das ist nicht bekannt.

Aber naheliegend 😉

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