Ein physikalisch-technischer Gastbeitrag von Karl Müller, uns zugegangen per Mail
Erläuertungen von fatalist:
Die maximale Geschwindigkeit der Nägel ergibt sich aus der Detonationsgeschwindigkeit des Sprengstoffs. Während TNT rund 7.000 m/s schafft, erreicht Schwarzpulver je nach Körnung etc 400-1.000 m/s, ist also deutlich langsamer. Dementsprechend ist die Fluggeschwindigkeit der um den Sprengstoff herum angeordneten Nägel relativ gering, da bei der Keupstrassenbombe Schwarzpulver verwendet wurde. https://de.wikipedia.org/wiki/Detonationsgeschwindigkeit
Andere Quellen gehen von 300-600 m/s aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzpulver
Ein Durchschlagen von 1,5 mm starkem Stahlblech (Autokarosserie) funktioniert im konkreten Fall „Keupstrasse“ nur bei pfeilartigem Flug, jedoch nicht bei labilem Flug, so lautet die Aussage der technischen Explosions-Rekonstruktion.
Sieht man hier: Stabiler Flug entspricht Pfeilgeschoss, labiler Flug nicht. Der „Pfeil“ geht durch das Blech, der „Querschläger“ dellt das Blech nur ein, durchschlägt es jedoch nicht, weil der Nagel zu langsam ist. Ihm fehlt deshalb die nötige Durchschlagsenergie.
Ca. 155 m/s Auftreffgeschwindigkeit bei 5 m Distanz von der Bombe:
Bei „Weichzielen“, also Menschen fällt das Ergebnis erwartungsgemäß aus: „Querfliegernägel“ dringen nicht tief ein, es gibt keinen „Schusskanal“, jedoch oberflächliche Verletzungen, während „Nagelpfeile“ schwere Verletzungen verursachen können und das auch taten.
Quelle BILD
„Hydrodynamische Effekte“ treten bei wesentlich höheren Geschwindigkeiten auf, zum Beispiel bei einem Schuss in den Mund. „Krönleinschuss“ nannte das der Gerichtsmediziner Dr. Heiderstädt vor dem OLG. „Alles implodiert“. Das schaffen die Nägel nicht, „dank“ des Schwarzpulvers mit geringer Detonationsgeschwindigkeit. Ein Bundeswehr-Gewehr G3 schafft 800 m/s, also mehr als 2-fache Schallgeschwindigkeit (Mach 2), bei einem Flintenlaufgeschoss Durchmesser 18 mm sah das verheerend aus. Diese Bilder haben wir nie veröffentlicht. Besser so.
Die Keupstrassenbombe hätte durchaus tödliche Verletzungen zur Folge haben können, wenn „Pfeilgeschosse“ Arterien oder lebenswichtige Organe getroffen hätten. Klar ist: Je näher man dran ist, desto gefährlicher ist die Bombe. Bei 9-11 m Distanz ist das Tötungspotential fast Null, so das Ergebnis, für Verletzungen reicht es jedoch aus. bei Augentreffern hätte es immer noch schlimm ausgehen können. Bei labilem Flug, also dem überwiegenden Anteil der 700 Nägel war die Sache „relativ ungefährlich“. 6 bis 20% der Nägel waren „Pfeile“ und somit sehr gefährlich. Relevant sind natürlich nur die Nägel, welche „vom Friseurladen weg fliegen“. Oder in den Laden hinein fliegen.
Die Brüstung war niedrig, die Bombe relativ hoch platziert. Nur der Ständer war am Aldi-Fahrrad nachgerüstet.
Das 2. „Bombenkoffer-Fahrrad“ liegt im Hintergrund. Es war „leer“, nur eine Finte, löste aber Evakuierungen und Tätigkeiten des Bombenräumkommandos aus.
Wobei mir nicht ganz klar ist, warum der BMW keine Dellen/Karosserieschäden zu haben scheint. Die Scheiben platzen durch die Druckwelle, würde ich meinen, aber einige Nägel sollten ihre Spuren an der Karosserie hinterlassen haben? Gibt es bessere Fotos, auf denen man mehr sieht?
Zusammenfassung: Lebensgefahr durch „Nagelpfeile“ bis ca. 10 m Entfernung, bei der Mehrzahl an „Querfliegern“ nur bei Abstand unter 5 m, Augenschäden auch bei grösserer Entfernung möglich.
Hätte man richtigen Sprengstoff genommen, wäre es schlimmer gekommen, ganz salopp formuliert. Hohes Verletzungsrisiko, jedoch geringes Tötungsrisiko, geschuldet der Bauweise der Bombe, vor allem dem „langsamen“ Schwarzpulver.
Vielen Dank an Karl Müller!
Sollte ich etwas falsch oder unvollständig erläutert haben, bitte um Nachricht!
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Unser hauseigener Naturwissenschaftler und Hobby-Bombennachbauer ist ebenfalls sehr willkommen, eventuell erforderliche Korrekturen und Ergänzungen anzubringen!
DIE BOMBE IN DER KEUPSTRASSE – EINE PROFESSIONELLE USBV?
Ein Gastbeitrag von Prof pi2
Zusammenfassend kann jedenfalls festgestellt werden, dass es sich bei der Keupstraßenbombe um eine höchst professionelle USBV handelt, die im Vergleich zu den Bombenbauversuchen der Islamisten…
…für das Vorhandensein fundierter Kenntnisse, experimenteller Fähigkeiten und brauchbarer Anleitungen spricht. Auch ist es höchst wahrscheinlich, dass – wie in der Profiler-Akte vermutet- Testsprengungen durchgeführt wurden.
Sehr lesenswert, im Ganzen, nach wie vor!
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Glück, Auf, meine Heimat!
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