Einige notwendige Bemerkungen zum zeitlichen Ablauf am WoMo in Eisenach – Teil 2

Ein Gastbeitrag von A. R.

Im Nachgang zu folgendem Artikel,…

„Einige notwendige Bemerkungen zum zeitlichen Ablauf am WoMo in Eisenach am 4. November 2011“ 

… tauchte die Frage auf, wann waren denn überhaupt Rettungssanitäter am Wohnmobil – und warum ist auf dem Luftaufnahmen des Polizeihubschraubers dann kein Rettungswagen zu sehen?

 

Quelle: Video pkmenzel (Pressekonferenz 7.11.2011, siehe Videokanal)

Diese knifflige Frage macht somit einen 2. Teil der „notwendigen Bemerkungen“ nötig. Zur versuchten Beantwortung wurde folgendes ergänztes Zeitraster für den Ablauf am WoMo erstellt:

12:06 Uhr – Eingang des Notrufs, daraufhin Alarmierung von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr Eisenach
12:08 Uhr – Ausrücken der Berufsfeuerwehr
12:14 Uhr – „Lagemeldung an die Leitstelle zur Lageerkundung, u.a. mit dem Inhalt, dass die Türen sich nicht öffnen liessen.“
12:14 Uhr – Feuerwehr beginnt mit den Löscharbeiten
12:16 Uhr – „‚Ankunft beim Patienten, 12.16 Uhr, Herr Hennig‘, dabei handele es sich wohl um einen Rettungsassistenten, nicht um einen Arzt.“ [27.08.2015, 2. ThUA]
12:22 Uhr – Meldung: „keine medizinischen Maßnahmen erforderlich“
12:30 Uhr – Meldung der Feuerwehr „Brand unter Kontrolle
(andere Quelle: gegen 12:16 Uhr / 12:19 Uhr Eintreffen der Berufsfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehr und 12:36 Uhr ist laut Brandprotokoll das Feuer gelöscht) [04.06.2015, 2. ThUA]

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Die Berufsfeuerwehr löschte auf der Fahrerseite, die Freiwillige Feuerwehr auf der Beifahrerseite. Als der Brand von außen abgelöscht war, soll Frank Nennstiel als erster das WoMo kurz betreten (für eine knappe Minute) und 5 bis 6 Fotos angefertigt haben – bevor er von PD Menzel „hinausgebeten“ wurde. [04.06.2015, 2. ThUA]
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12:33 Uhr – Meldung an die Polizeidirektion Gotha: „eine Leiche im Wohnwagen, eine zweite möglicherweise auch“
12:46 Uhr – Eintreffen PD Michael Menzel
„wohl gegen 13:00 Uhr“ – Eintreffen des Polizeipressesprechers Marcel Ehrenreich [seine Aussage am 31.03.2014 im 1. ThUA]

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Nach dem Eintreffen des Polizeisprechers wird spätestens gegen 13:20 Uhr gegenüber der Presse davon gesprochen, daß a) in dem WoMo „zwei Leichen“ liegen, und b) es wird ein Zusammenhang mit dem Sparkassen-Überfall am Nordplatz in Eisenach hergestellt.
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13:12 Uhr (andere Quelle: 13:16 Uhr) – Ankunft der Gerichtsmediziner (Prof. Dr.med. Else-Gita Mall, Dr.med. Reinhard Heiderstädt und Frau C. Jacob)
13:20 Uhr – „Bei der vorne am Eingang liegenden Leiche wurde eine Pumpgun aufgefunden.“
13:20 Uhr erging der Anruf, daß ein Abschleppwagen benötigt würde. 13:22 Uhr kam die Meldung, daß die Firma Matthias Tautz e.K. das machen könne.
gegen 13:40 Uhr „Öffnung des hinteren Stauraumes des Wohnmobils“
13:46 Uhr erfolgt Hinweis auf mögliche gesuchte 3. Person an der Autobahn (Hubschrauber war dorthin geschickt worden)
14:12 Uhr – Erscheinen der „Tatortgruppe des TLKA vor Ort.“
15:00 Uhr ist das WoMo schon abgedeckt und eingepackt
ca. 15:30 Uhr Abschleppen des WoMo

Randbemerkung 1:
Der Polizeipressesprecher Ehrenreich gab außerdem zu Protokoll: Samstagmorgen (05.11.) zwischen 9 und 10 Uhr „dann waren schon die Kollegen der Soko Heilbronn mit bei uns im BAO Raum“.

hub1

Was läßt sich zeitlich über den Polizeihubschrauber zusammenfassen?

– Ungefähr im Zeitfenster 12:55 – 13:05 Uhr kreist der Hubschrauber für ca. 10 Min zunächst über dem WoMo
– Nach der Meldung auf eine mögliche dritte Person sei auch der Hubschrauber zu dem Ort (Richtung Autobahn, Anschlußstelle Eisenach-Ost) geflogen [Befragung Menzel am 31.03.2014 im 1. ThUA] (Dort dürfte es sich der Beschreibung nach jedoch eher um einen vermutlich harmlosen Tramper und nicht um die gesuchte 3. Person gehandelt haben.)
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TV-Journalist Martin Wichmann [Befragung am 31.03.2014 im 1. ThUA]:
– Bei der Ankunft von Wichmann-TV loderten noch kleinere Flammen aus dem Dach, aber „der große Brand war ja schon gelöscht als ich kam“.[04.06.2015]
– „12:31 Uhr soll es laut Protokoll einen Kontakt zwischen Wichmann und einem Polizisten gegeben haben.“
– Er konnte schätzungsweise 3-4 Minuten drehen. „Die 3-4 Minuten die ich da hatte hab ich gesehen, dass die Tür da offen stand […] der Brand war eigentlich schon gelöscht“. „Danach hätte er noch gedreht, wie das Absperrband gezogen wurde, wie der Hubschrauber dazu kam und ein paar Einsatzmaßnahmen. Nach dem Interview mit dem Pressesprecher ist er wieder abgereist. Im Interview habe man mitgeteilt, dass ein Zusammenhang mit Banküberfall stehen könnte und dass im Wohnmobil zwei Leichen sind.“

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Als sonstige Journalisten fiel ihm nur der Fotograf auf, der für die Thüringer Allgemeine fotografiert habe. [= Sascha Willms; er hat somit nur 2 von den insgesamt drei Pressefotografen wahrgenommen – Carolin Lemuth, Norman Meißner, Sascha Willms; sie waren allerdings nicht alle drei zeitgleich vor Ort gewesen!]
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Ergänzung aus der Wichmann-Befragung am 04.06.2015 im 2. ThUA:
– als er ankam, sei auch die Fotografin Lemuth vor Ort gewesen, die schon vor seinen Filmaufnahmen Fotos gemacht hat (deren erstes Bild ist von 12:24 Uhr).
– Wichmann war ab 12:30 für „ca. eine ganze Stunde vor Ort“ (in Eisenach). „Die Sparkassenaufnahmen seien nach 13 Uhr entstanden.“
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Randbemerkung 2:
Bei den beiden auf den WoMo-Fotos mit schußsicheren gelben Westen abgebildeten Polizisten müßte es sich um Kripo-Beamte handeln, weil die beiden ersten Polizisten PHM Uwe Seeland und Frank Mayer schußsichere Unterziehwesten trugen (also nicht äußerlich erkennbar).

lotz2 gelbe Westen, KHK Braun und ???,  und KOK Lotz an der Heckgarage mit oliv-farbener SEK-Weste

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Und was ließ sich nun über die Rettungssanitäter erfahren?

Zuerst etwas Verwirrung – waren überhaupt welche dort? In der Befragung des 3. Feuerwehrmannes (Thomas Lindenlaub) von der FFW Eisenach am 04.06.2015 im ThUA meint dieser, ein Rettungswagen sei nicht vor Ort gewesen. Auch der 4. Feuerwehrmann (Peter Stunz) gibt an, „kein Rettungsfahrzeug gesehen“ zu haben. Und auch der 9. Feuerwehrmann (Andreas Gutewort) verneint die Frage, ob er den Rettungsdienst wahrnahm.

Frank Nennstiel als 5. Befragter (Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Eisenach) sagt jedoch aus, der Rettungsdienst „wäre vor Ort gewesen, zur Zeit des Löschens.“

Dieses Foto zeigt, daß mindestens drei Rettungssanitäter mit den Feuerwehren vor Ort waren (erkennbar an ihren orangen Uniformhosen). Aber wie lange waren sie dort – von wann bis wann?

Vertiefen wir uns erneut in diverse Protokolle, um mehr über die Rettungssanitäter zu erfahren. Laut 27.08.2015, ThUA:
– Ankunft des Rettungsdienstes 12:16 Uhr
– Carolin Lemuth berichtet, „dass zwei Sanitäter vor Ort waren“. Sie gibt zudem an: „Die ersten Informationen vom Pressesprecher bekam sie etwa zeitlich als auch der Hubschrauber der Polizei über dem Areal kreiste.“ Auf Nachfrage gibt sie an, „dass ein Hubschrauber ca. 10 Minuten lang über dem Areal kreiste, wo das Wohnmobil stand.“
– Auf der Rückseite eines Dokumentes in den Akten soll die Bemerkung stehen „Ankunft beim Patienten, 12.16 Uhr, Herr Hennig“, dabei handele es sich wohl um einen Rettungsassistenten, nicht um einen Arzt.
Den Rettungskräften vor Ort sei es verboten worden, das WoMo zu betreten.
– Nach der Ankunft der Gerichtsmediziner (13:12 / 13:16) wird Frau Prof. Dr. Else-Gita Mall durch PD Michael Menzel in das WoMo gebeten. Laut ThUA [27.08.2015]: „Frau Mall berichtet, Herr Menzel hat sie hereingebeten. Sie weiß aber nicht mehr, ob er als erstes oder danach drin war. ‚Es kann auch sein, dass Herr Halberstädt nochmal reingeguckt hat.'“
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Fassen wir den vorläufigen Stand der Dinge zusammen:

– Ein Rettungswagen kam kurz nach oder mit der Feuerwehr am WoMo an (ca. 12:14 Uhr).
– Der Brand war rasch gelöscht (ca. 12:30 Uhr), den Rettungssanitätern wird jedoch von der Polizei der Zutritt zum WoMo verwehrt. (Das Foto zeigt sie vor der geöffneten WoMo-Wohnbereichstür.) Entsprechend sehen jene nach einiger Zeit keine Veranlassung mehr, vor Ort zu verbleiben (vielleicht nach ca. 20 Minuten)?
– Der Rettungswagen verläßt den Ort (eventuell ca. 12:40?), bevor der Polizeihubschrauber gegen 13:00 Uhr die Szenerie überfliegt.
– Der Polizeipressesprecher Ehrenreich kam gegen 13:00 Uhr, zeitgleich kreiste der Polizeihubschrauber für ca. 10 min über der Szenerie.
– Der Polizeihubschrauber war nicht lange über dem WoMo, weil er dann ja mit Wärmebildkamera Richtung Autobahn auf die Suche nach dem „3. Mann“ geschickt wurde.

==> Die Rettungssanitäter waren schon (wieder) weggefahren, bevor der Polizeihubschrauber das Areal überflog.

Am 17. September 2015 sollen u.a. Rettungssanitäter vor dem Thüringer NSU-Untersuchungsausschuß erstmals befragt werden. Wir sind gespannt!

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Quellen:
– folgende Protokolle aus den beiden Thüringer Untersuchungsausschüssen
haskala.de/2014/03/31/ticker-zum-nsu-untersuchungsausschuss-31-03-2014/
haskala.de/2015/06/05/protokoll-des-2-thueringer-nsu-untersuchungsausschuss-erste-sitzung-mit-zeugenbefragung-4-6-2015-feuerwehr-polizeieinsatz/
haskala.de/2015/08/29/ua-61-protokoll-27-8-2015-2-thueringer-nsu-untersuchungsausschuss-abschleppen-wohnmobil-feuerwehr-rechtsmedizin/
– Blogpostings und deren Kommentare darunter:
sicherungsblog.wordpress.com/2015/06/22/das-rtw-fahrzeug-in-gross-ausschnitt-von-wiechmann-tv
sicherungsblog.wordpress.com/2015/06/23/thw-2-feuerwehrautos-notarzt-am-wohnmobil/
friedensblick.de/16841/rettungssanitaeter-waren-fruehzeitig-nsu-wohnmobil-kein-einsatz/

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So geht Journalismus: Ausagen strukturiert zusammenfuehren. Vielen Dank, A.R.

Es ergeben sich zahlreiche neue Fragen…

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