Offener Brief an die Nebenklage

Offener Brief an die Nebenklage

Ein Gastbeitrag

Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker (der letzte Dreck) grüßen euch!
Die letzten Wochen haben einen gewaltigen, wenn auch von den Massenmedien totgeschwiegenen Schub in der Aufklärung des NSU-Phantoms gebracht. Durch die Analyse eines großen Teils der Münchner Gerichtsakten und anderer Dokumente ist es gelungen, eine so große Zahl an eindeutigen Ungereimtheiten und offensichtlichen Staatsverbrechen ans Licht zu zerren, dass der unvoreingenommene Leser von der Fülle der stummen Skandale erschlagen werden, ja abstumpfen muss. Die extensive Fälschung von Beweismitteln durch die Ermittlungsbehörden, das Wirken einer parteiischen, politischen Justiz und die Korruption selbst weiter Teile der Verteidigung im NSU-Prozess sind allein auf der Basis dieser Dokumente belegt. Es ist im Grunde nicht mehr möglich, das Ausmaß der Katastrophe für den deutschen Staat als so genannten Rechtsstaat in gesetzten Worten zu beschreiben.
Wir halten daher einen Moment inne.
Und wir grübeln darüber, wie es möglich war, das Juristen jahrelang Kenntnis von diesen Dingen hatten, ohne – zum Beispiel im Interesse der Opfer, vielleicht aber auch aus einem elementaren Anstand heraus – juristisch gegen die Täter des Justizbetrugs vorzugehen, die offenkundig in der Bundesanwaltschaft und im Exekutivapparat, wohl in der Bundesregierung selbst, sitzen.
Warum habt ihr nichts gesagt?, fragen wir auch den anständigen Teil der Nebenklage, also nicht die linken Kitschjuristen und die Geschäftemacher.
Was hat euch dazu gebracht, euch dumm zu stellen und am Ende selber an einen normalen Prozessverlauf zu glauben?
Oder ist eure Untätigkeit nur Komödie? Warum redet ihr immer wieder nur von Nebensächlichkeiten, als ob man von einem Blumentopf schwanger würde und das mit sinnlos ernster Miene zu bereden hätte?
Wie wird ein zukünftiger parlamentarischer Untersuchungsausschuss über diese Dinge urteilen? Diesmal nicht über ein „Staatsversagen“, sondern über ein Staatsverbrechen, an dem auch die Nebenklage mitgewirkt hat, wenn sie sich nicht besinnt, und das den Institutionen der BRD als Rumpfdemokratie den Rest geben wird?
Da ihr uns natürlich nicht antworten werdet (schließlich spricht der Aussatz der deutschen Gesellschaft zu euch, nämlich Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker, und ihr lest nur heimlich, aber umso besessener, mit) stellen wir euch gleich noch ein paar Fragen:
Kann es sein, das ihr als Außenseiter (verkrachte Linke und Menschen mit nichtdeutschen Wurzeln) zu diesem ekelerregenden System dazugehören wollt und ihr euch von der aktuellen Mimikry ein bisschen Liebe erwartet?
Wer soll euch diesen Schmafu geben? Schandrichter Götzl? Das kalte Merkel?
Das System hält euch für den letzten Dreck, nur ein klein wenig weniger dreckig als uns, die Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker. Hat es wirklich Sinn, so zu tun, als ob man auf uns herabschauen müsste? Was bringt das und wem bringt es etwas?
Die Menschen, die im Internet selber für ihre Wahrheit kämpfen, erscheinen euch unseriös. Habt ihr über die Rolle der Massenmedien in diesem Spektakel nachgedacht? Was bedeutet das für eure Maßstäbe der Seriosität?
Auch hier wollen wir einen Moment innehalten.
Man unterstellt den Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretikern eine ekelhafte Gesinnung, unlautere Motive der Aufklärung, fehlende Empathie mit den Opfern und wahrscheinlich auch noch einen ungeputzten, rechtslastigen Hintern. Ihr solltet euch einen Moment lang vorstellen, wie Bundesanwalt Diemer über euch spricht mit seinen Saufkumpanen. Fällt das wesentlich anders aus?
Am Schluss möchten wir euch die Hand reichen trotz allem; wir bieten euch im Ernst eine Zusammenarbeit an, sogar im Geheimen, damit sich niemand für uns schämen muss. Meldet euch. Wir sind in Wirklichkeit keine ekelhaften Leute sondern sehr nett und bescheiden. Und wir haben wesentlich mehr Ahnung von den Akten als ihr. 
Noch könnt ihr in der Öffentlichkeit eure Stimme erheben; wenn ihr das substantiiert tut mit unserer Hilfe, kann sich das Ruder dieser staatspolitischen Elementarkatastrophe vielleicht noch herumreißen lassen.
Wir waren früher einmal „seriöse“ Menschen, richtige Stützen der Gesellschaft die euch damals schon unsympathisch gewesen sein werden, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler und Polizisten. Jetzt scheißen wir auf das System, weil es verbrecherisch ist und die Würde unseres Verstands und unseres sozialen Empfindens beleidigt. Wie Drieu La Rochelle ein paar Tage vor seinem sinnlosen Tod geschrieben hat, „…es werden sich in späteren Zeiten Menschen über unseren Kram beugen, einfach in der Sehnsucht nach dem Anderen, denn in der Welt der Zukunft sollte es nur noch das Eine geben.“

Sprecht mit uns, lasst uns gemeinsam die Täter ins Kittchen bringen! Bundesanwälte nach Stammheim!

0 comments

  1. Alles schön und gut und es war doch wohl bereits zu Beginn des Tschäpe-Prozesses mit ein klein wenig Nachdenken und gesundem Menschenverstand doch wohl klar, dass hier rein überhaupt nichts zusammenpasste, von dem Selbstmord der beiden Uwes angefangen, bis zum Auffinden der Tatwaffen der verschiedenen Morde im ehemaligen Wohnhaus und im Wohnmobil oder der Anwesenheit des Staatsschützers Temme im Internet-Cafe, der nichts mitbekommen haben wollte etc. etc.

    Jedoch ist doch wohl auch JEDEM klar, dass wir in diesen Landen ein Justizsystem auf Bananenrepublik-Niveau besitzen und eine absurd-groske weißungsabhängige Staatsanwaltschaft sowie unfähige und unwillige Richter.

    Das Ergebnis dieses unsäglichen Show-Prozesses stand für mich schon zu Beginn an fest, Absprache mit den Verteidigern von Zschäpe und der Bundesstaatsanwaltschaft, Verurteilung zu 5-10 Jahren, Freilassung nach Anrechnung der bisherigen Untersuchungshaft dann in spätestens ca. 2 Jahren…

    Nichts aber auch rein gar nichts wird in diesem Prozess aufgeklärt werden und im NSU-Untersuchungsausschuss hatte man den Vorsitzenden ja auch in der Hand, dass hier ebenfalls keine ernsthaften Konsequenzen gezogen wurden, die eigentich nur lauten kann, sofortige Auslösung dieses absurden Verfassungsschutzes, der eine massivste Gefahr für dieses Land darstellt.

    Was mich jedoch tatsächlich massivst nervt, wie ja zu Beginn dieses Beitrages richtigerweise angeführt, dass man sich seinen erhaltenen, einigermaßen gesundenen Menschenverstand derartig als VTler, Antisemit, Rechts-Populist, Troll etc. etc. von vielfältigster Seite aus verunglimpfen lassen muss.

  2. Öffentlich Aufarbeitung ist richtig und wichtig. Die Abschaffung der verantortlichen oder verwickelten (und weiterer) Behöhrden ebenso. Aber die Menschen dahinter einfach einzusperren bringt auch nichts, macht keinen mehr lebendig, und die drohung mit Strafe (wenn denn „unsere“ gesellschaftliche Position irgedwann überhaupt eine solche als annähhernd realistische Perspektive erlauben sollte) wird eher die Widerstände und das festhalten am Status quo stärken. Nein, nach Stammheim soll niemand. Es reicht vollkommen wenn Bundesanwälte und -Richter, Verfassungsschützer, BKA-Präsidenten usw. einfach nach hause gehen, bzw. sich eine anständige Beschäftigung suchen.

  3. @Anonym hat gesagt… (21. Juli 2014 06:12)
    Sagen Sie das mal den Angeklagten, die seit über zweieinhalb Jahren hinter Gitter sitzen, und von der GSG9 verschleppt wurden. Oder den Angehörigen der Zeugen, die unter ungeklärten Umständen ums Leben kamen.

    Die Kleinen hängt man, und die Grossen lässt man laufen?
    So lässt sich dieser Sumpf mit Sicherheit nicht austrocknen. So entmachtet man den tiefen Staat nicht!

  4. Zschäpe hätte einfach nur von Anbeginn an aussagen müssen, dass sie V-Frau ist, und die Uwes ebenfalls.

    Zschäpe hat Schuld, dass Wohlleben einsitzt.

    Man muss schon die Verantwortlichkeiten korrekt zuordnen und benennen.

  5. @fatalist

    Wir wissen nicht, was da seit Jahren täglich hinter den Kulissen stattfindet. Eine Person, die sich seit über 15 Jahren in staatlicher „Obhut“ befindet, hat keinen eigenen Willen mehr. Sie ist das Spielzeug der Schattenmänner. Dort finden Erpressungen statt und es wird mit Drohungen gearbeitet.

    Wenn es wirklichen stimmen sollte, wie hier in einem Beitrag angedeutet, dass Zschäpe Mutter einer Tochter ist, dann erklärt das auch ihre Passivität. Man sollte auch nicht die „Überredungskünste“ der psychologisch geschulten staatlichen Betreuerschaft unterschätzen. Zschäpe ist seit 1998 Eigentum des Staates. An dieser Übermacht zerbrechen nicht nur Frauen!

  6. Okay, das muss man berücksichtigen. Alles ist möglich.

    Aber sie hat kein Kind. Ich glaube nicht mehr daran, seit dieser Mietvertrag (wildfremder?) Leute bekannt wurde.

    Aber alles ist möglich…

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