Damals, 1998: Die Leiden des jungen Henck

Gestern wurde am OLG München aus 20 Jahre alten VS-gesponserten Blood&Honour Heftchen vorgelesen, ein schierer Verzweiflungsakt, denn der Zeuge Volker Henck war nicht erschienen. Autopanne bei Nürnberg, war dazu zu lesen… also las man aus Garagenfunden vor.

München NSU-Prozess: Gericht verliest «Blood & Honour»-Texte
Im Münchner NSU-Prozess hat das Gericht am Donnerstag Texte aus einer Zeitschrift der rechtsradikalen Organisation «Blood & Honour» verlesen

Bei Mitgliedern dieser Vereinigung hatten die Hauptangeklagte Beate Zschäpe und ihre beiden Gesinnungsgenossen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach ihrem Abtauchen im Jahr 1998 in Chemnitz Zuflucht gefunden. Das betreffende Heft stammt aus dem Jahr 1996, als das NSU-Trio noch in Jena lebte.

Der ursprünglich für Donnerstag vorgesehene Zeuge konnte zunächst nicht vernommen werden. Es gebe «Schwierigkeiten mit seiner Anreise», sagte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl. Der Zeuge soll das Trio beim Abtauchen in den Untergrund unterstützt haben.

www.np-coburg.de/regional/bayern/bayern/NSU-Prozess-Gericht-verliest-Blood-Honour-Texte;art2832,4497456

Die lesen also vor. Wie schön. Nichts zu tun, Langeweile? Mittags war bereits wieder Schluss, erneut 150.000 Euro verballert für Gedöns.

Der einzige für Donnerstag geladene Zeuge konnte nicht vernommen werden. Es handelt sich um einen Mann, der Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt beim Abtauchen unterstützt haben soll. Er habe am frühen morgen im Gericht angerufen und mitgeteilt, sein Auto sei bei der Anreise aus Thüringen vor Nürnberg liegengeblieben, sagte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl. Er soll jetzt kommende Woche vernommen werden. (2.12.2015, fatalist)

Dass Szenezeugen sich eher besaufen, als in München auszusagen, das ist laut Spiegel nichts Neues:

NSU-Prozess: Hasstiraden aus der Garage

Volker H. ist nicht der erste Zeuge, der das Gericht im NSU-Prozess warten lässt. Es gab bereits mehrere Zeugen, insbesondere aus der Neonaziszene, die ohne Begründung gefehlt haben. Ein Zeuge ließ den Richtern sogar mitteilen, dass er sich eine Kneipe suchen werde und trinken müsse und deshalb nicht vor Gericht erscheinen könne.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/nsu-prozess-und-wieder-kommt-ein-zeuge-nicht-zum-gericht-a-1064739.html

Nun sind Sie in der privilegierten Position, dass Sie selber schauen können, was da in der Garage gefunden wurde, denn die Akte ist geleakt. Dumm wie Spiegelleser sind Sie nicht… notwendigerweise.

akte 1998

http://file.arbeitskreis-n.su/nsu/Asservate/Bd6-1GaragenfundeJena26-01-1998.pdf

Abgelaufener Reisepass und mehr an altem und uraltem Kram. Nett hereingelegt mit ausstaffierter Bombenwerkstatt, aber schauen Sie halt selber nach. Im Erfurter NSU-Ausschuss-Bericht hat man zwar 15 Mal von Mundlos Reisepass geschrieben, aber auch 15 Mal alt, lange abgelaufen vergessen hinzuschreiben…

Sicher nur ein Versehen… „alter und uralter Kram“ vergass man ebenfalls. Immer. 2000 Seiten lang, aber Entscheidendes fehlt… lesen Sie die Asservatelisten, und finden Sie die Chinaböller und das glühbirnengezündete TNT… so gut ist Bundeswehr-Terroistenausbildung vielleicht doch nicht…

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Der gestrige Verhandlungstag bei Twitter war kurz.

volker h

150.000 Euro für solchen Scheiss…

Was waren denn nun die Leiden des jungen Henck? Warum kneifen die Zeugen so oft, die für das Abtauchen 1998, und zwar, so will es die Legende, genau an jenem Tag der Garagenrazzia, am 26.1.1998?

Ganz einfach: Weil das Trio gar nicht am 26.1.1998 abtauchte. Nach Chemnitz zum V-Betreuer Thomas Starke verschwanden die 3 erst am 5.2.1998, vorher waren sie noch in Thüringen.

Das weiss auch Jeder, der Zeitung liest, denn 1 Tag NACH dem angeblichen Verschwinden war Mundlos noch mit Kapke bei seiner Mama im Supermarkt eine EC-Karte abholen, und man beräumte gemeinsam die Ilmenauer Studentenbude, und Böhnhardt hob am Geldautomaten in Jena noch 2000 DM ab, im Februar.

Und das wissen natürlich die alten Kumpels… und sie sollen das nicht vor Gericht aussagen.

Wer lesen (und denken!) kann ist klar im Vorteil, Christian Kapke und seine Kollegin (tolle Stimme!) haben ein Lied dazu gemacht:

Sehen Sie da ein Lied mit dem Titel „26. Januar“?, und was schliessen Sie daraus, dass das Untertauchlied „5. Februar“ heisst?

Ein Beitrag voller Videos: Staatsanwalt in Gera 1998, sehr sehr lustig, KDF, Mr. Sebnitz…  http://arbeitskreis-n.su/blog/2015/06/27/was-passierte-eigentlich-nach-dem-5-2-98-in-jena/

Auch witzig: VS-nfD Aktenschriftstück

akte 1998-2Die schrieben Autos am 30.1.1998 zur Fahndung aus, die längst wieder bei den Eltern standen, und das bereits seit 26.1.1998.

Glauben Sie nicht?

Seite 1756, Abschlussbericht NSU-Ausschuss Erfurt:

„Allerdings werden Unterstützungshandlungen der Juliane Walther, die in der Wohnung des Mundlos angetroffen wird, und des Volker Henck, der am Abend den Pkw des Böhnhardt zu dessen Eltern verbringt, festgestellt, die jedoch ohne Folgen bleiben.“

Das ist köstlich. Slapstick vom Feinsten. Polizei-Staatsschutz-Satiren aus dem wahren Leben. Betreutes Untertauchen. Chemnitz bereits seit Anfang Februar bekannt. (lag daran, dass Böhnhardt fleissig mit eigenem Handy telefoniert, 123 mal bis 17.3.1998)

Seite 1450, TPUA-Abschlussbericht:

„Im Prozess vor dem OLG in München soll sich Frau Walther dahingehend eingelassen
haben, sie sei gemeinsam mit Volker Henck an diesem Tag unterwegs gewesen, um zuerst Ralf Wohlleben in Erfurt über die Durchsuchung zu informieren und hernach aus den Wohnungen von Uwe Mundlos und Beate Zschäpe Kleidungsstücke zu holen. Während sie aus der Wohnung Zschäpes dabei noch Müllsäcke mit Kleidung herausgetragen habe, sei sie in der Wohnung des Mundlos‘ auf die Polizei getroffen. Sollten diese Schilderungen zutreffen, muss konstatiert werden, dass die Polizei durch Unterlassen einer eingehenden Befragung der Juliane Walther und der Überprüfung deren weiterer Schritte nach Verlassen der Wohnung Mundlos‘ es versäumt haben dürfte, eine heiße Spur zu den drei Flüchtigen aufzunehmen. Hierzu hat der  Untersuchungsausschuss jedoch aus Zeitgründen keine eigenen Feststellungen treffen können.

Herrlich. Lustig. Staatsschutz live und in Farbe…

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Und die Leiden des jungen Henck bestehen im Dilemma, sich vor Gericht nicht verquatschen zu duerfen…

Hallo Herr Henck, da besteht keinerlei Gefahr! Sagst Du was Falsches, wird die Lügenpresse es einfach vertuschen. Fahr ruhig hin, was Du aussagst ist völlig egal. Schauprozess, Lügenpresse-gestützt und ohne jede Verteidigung. Fahr hin und hab Spass. Quäle sie mit der Wahrheit!

3 comments

  1. Als hätte der mit dem liegengebliebenem Auto nicht per Taxi oder Streifenwagen rangekarrt werden können. Wäre billiger gewesen als ein vergeudeter Prozesstag. Na ja, kommt wohl auf einen Skandal mehr oder weniger nicht mehr an.
    Die andere Ausrede mit dem Saufenmüssen finde ich hingegen gut (gut erfunden? egal).

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