NSU Lach- und Sachgeschichte Nr. 2: Das BKA greift ein, Alles wird gut!

Es ist Mitte Februar 1998, das Trio BMZ (Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe) ist seit 2 Wochen verschwunden, und noch keine Zeitung hat den Fahndungsaufruf des LKA Erfurt bekommen.


Man beachte den roten Jenaer Theaterbomben-Nazikoffer von 1997, der nicht zur Razzia 1998 gehört, aber im Fahndungsaufruf als EINZIGER Grund genannt wurde, und man beachte die nicht vorhandenen Rohrbomben mit dem nicht vorhandenen TNT in der nicht vorhandenen Plastiktüte. Quelle: Thüringer Allgemeine


LKA-Chef Luthardt hat am 28.1.98 seine schärfsten Waffen auf den Fall angesetzt: Den LKA-Staatsschutz unter KHK Jürgen Dressler, und das Zielfahndungskommando unter einem gewissen Herrn Ihling (ca. 2000 verstorben), dessen bester Mann KHK Sven Wunderlich sucht „den Drilling“.

Das LKA Thüringen wendet sich an das Bundeskriminalamt, und das BKA schickt am 16. Februar 1998 zwei Ermittler nach Erfurt. KHK Michael Brümmendorf und seine Kollegin 
KOK´in Beischer-Sacher, die zuvor beim LKA Erfurt hospitierte. Man kennt sich also.

Stolz zeigt man den Fachleuten aus Wiesbaden die Asservaten: Papieren und Akten, in grossen Stapeln, und seit 26.1.98 immer noch unausgewertet. 

Die Profis machen sich ans Werk und werden fündig:

Sie finden eine Adressliste, aufgestellt von Mundlos 1995 (seine elterliche Telefonnummer steht als „eigene Telefonnummer“ drauf), die handschriftlich aktualisiert wurde und recht aktuell zu sein scheint. 

Gefunden zwar bei Böhnhardts am Nachmittag nach dem morgendlichen „Untertauchen“, aber man erklärt sie zur „Garagenliste“, der Gold Card laut Wolf Wetzel für die Fahnder: Wer die Freunde des Trios kennt, der findet es auch!


Die Gold Card für jeden Fahnder. Quelle: Wolf Wetzel.

KHK Brümmendorf vom BKA studiert auch einen Ordner mit Schriftverkehr zwischen Uwe Mundlos und einem gewissen Thomas Starke (siehe Liste) und einem Torsten Schau, die über die HNG an Mundlos vermittelt wurden, Motto: „Schreibt unseren nationalen Gefangenen Briefe in den Knast!“

Trotz einer Gegenüberstellung in Berlin vor dem NSU-Ausschuss blieb es ein Geheimnis, warum LKA-Staatsschützer Jürgen Dressler bestritt, diese Liste jemals gesehen zu haben, obwohl BKA-Staatsschützer Michael Brümmendorf ihm widersprach und beharrte, er habe ihm die Liste gegeben.

Fakt ist, der Zielfahnder Sven Wunderlich will diese Liste zum 1. Mal Ende 2011 gesehen haben.

Es kommt aber noch besser:

Brümmendorf erkannte auf der Liste mehrere V-Leute, als BKA-Staatsschützer kannte er sich aus, alle Spitzel sind farbig auf der Liste markiert: Tino Brandt, Thomas „Corelli“ Richter, Thomas Starke, Kai Dalek. (Kai D.)

Was machte Brümmendorf?
Schreibt er den Fahndern auf, dass das Trio zu einem V-Mann nach Chemnitz geflohen ist, zu Thomas Starke?

Jein.

Offiziell darf er das nicht „leaken“, also macht er folgendes:

Brümmendorf schreibt einen handschriftlichen Vermerk, (der nicht in die EDV abgelegt wird), aber in die LKA Akten kommt er, und darauf steht:

Fluchtadresse Thomas Starke oder Torsten Schau. Beide in Chemnitz.
Datum dieser Notiz: 19.2.1998.



Erreicht die Zielfahndung des LKA dieser Vermerk? Nein.
Warum gab Jürgen Dressler den nicht an die Fahndung weiter? 
In den LKA-Akten Dresslers ist er drin.

Strafvereitelung im Amt.

Wieder eine NSU-Geschichte, die noch niemals in den Leitmedien zu lesen war.

Die Einwände zu Thomas Starke, der wurde doch erst Ende 2000 vom LKA Berlin als Spitzel geworben, sind eine grobe -allseits verbreitete- Desinformation. 

Sehr einfach widerlegbar anhand der Wortprotokolle des Bundestags-Untersuchungs-Ausschusses, aus denen klar hervorgeht, dass Ende 2000 Thomas Starke laut Schreiben des Generalbundesanwaltes (!!!) vom 2.1.2001 an das LKA Berlin eine langjährige Vertrauensperson war. Mehrerer Dienststellen der BRD.

Die Leitmedien der BRD sind jedoch nicht Willens, dieses auf dem Bundestags-Server vorhandene Dokument zu lesen und darüber zu berichten.

Im Abschlussbericht -1400 Seiten lang- des NSU-Ausschusses fehlt diese sehr wichtige Tatsache, weil sie in einer nicht öffentlichen Sitzung (66b) bekannt wurde, und alle nichtöffentlich bekannt gewordenen Fakten mussten aus dem Abschlussbericht entfernt werden.


Und so erzählen uns die Medien noch heute, dass Thomas Starke TNT gebracht habe, und dass er das Trio versteckt habe, BEVOR er Spitzel des Verfassungsschutzes (bzw. des Berliner LKA) wurde.

Das ist eine Lüge. Starke war seit 1995 V-Mann.
Wer ihn engagierte damals ist eines der best gehüteten NSU-Staatsgeheimnisse.


Nachzulesen hier:
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/17/CD14600/Protokolle/Protokoll-Nr%2066b.pdf

Aufbereitet hier:
http://friedensblick.de/8212/nsu-tnt-lieferant-starke-war-langjaehriger-vertrauensmann/


Etwas verklausuliert hier:

“Eine anschließende Passage zur Vertraulichkeitszusage der Generalbundesanwaltschaft gegenüber dem V-Mann Thomas S. konnte im Bericht nur geschwärzt erscheinen.” (koeditz)
http://www.kerstin-koeditz.de/blog/2013/10/frueh-versagt-schnell-vergessen-der-saechsische-nsu-ausschuss-zehn-polizisten-spaeter/



Aber niemals bei SPIEGEL, FAZ, BILD, WELT, Süddeutsche etc pp.

Gleichschaltung der Medien

Weist man einen „kritischen linken Journalisten (Stern.de etc) darauf hin, dann passiert exakt nichts:

Wissen Sie, warum das Protokoll 66b heisst?
NICHTÖFFENTLICHE SITZUNG, deshalb “b”, und nicht im Abschlussbericht erwähnt. Da kam heraus, dass Thomas Starke bereits MEHRERE Vertraulichkeitszusagen anderer BRD-Dienste hatte, als das LKA Berlin ihn Ende 2000 anwarb. Daher schrieb der GBA am 2.1.2001 von “langjähriger Vertrauensperson”. Musste geschwärzt werden im Abschlussbericht, wie so Vieles anderes auch…

http://debattiersalon.de/nsu-prozess-der-tunnelblick-der-bundesanwaltschaft/#comment-756

2 comments

  1. Von M. MECKELEIN
    Erfurt – Personenkontrolle am Hildesheimer Bahnhof: Zwei Beamte bitten einen Türken
    (43) um die Papiere, Minuten später klicken die Handschellen: Der Mann ist ein gesuchter
    Dreifachkiller!
    Unfassbar: Jahrelang lebte Suleyman S. unerkannt in Erfurt, bevor er jetzt aus Zufall in
    Niedersachsen gefasst wurde. Der Türke soll der linksextremen Terrorgruppe „Devrimci
    Sol“ angehören. Verurteilt wurde er 1992 zu lebenslanger Haft.
    Suleyman S. soll unter anderem bei einem Raubüberfall auf das Istanbuler Schlachthaus einen Polizisten und einen Wachmann erschossen haben. Ein Jahr zuvor hatte er bei einem anderen Raub einen Unbeteiligten getötet.
    1993 gelang ihm die Flucht aus dem türkischen Gefängnis. Er beantragte in Deutschland Asyl, zog nach Erfurt. Hier lebte er unauffällig, betrieb einen Döner-Imbiss, studierte nebenbei Maschinenbau.
    Zweimal, 1998 und 2000 wurde er bei Reisen in Holland und Tschechien festgenommen, doch angeblich auf Druck der Bundesrepublik wieder freigelassen worden.
    Die Staatsanwaltschaft prüft jetzt, ob Suleyman S. an die Türkei ausgeliefert wird.

    Bild vom 22.11.2006 (lokalteil Thüringen) Leider kann ich keine PDF der Bildzeitung anhängen, dort ist ein Bild von der Person dabei)

    Vielleicht hängt das auch mit diesem Mann zusammen bzw. der o.g. Gruppe. Offensichtlich wurde diese Gruppe in Deutschland geschützt

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