RUSS IN DEN AUGEN DER REDAKTEURE, TEIL 3: WELT und BILD

Dossier zur Nachrichtenehrlichkeit der deutschen Presse 2011 bis 2014

von

Dr. Andreas Müller

Email: buerger@hintermbusch.de

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Einleitung, Methodik, Untersuchungsgegenstand sowie

Süddeutsche Zeitung: siehe Teil 1

SPIEGEL , FAZ und TAZ siehe Teil 2

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Die Welt

In der Berichterstattung zum 21.11.2011, die man unter der URL

http://www.welt.de/politik/deutschland/article13728515/Neonazi-toetete-offenbar-Kumpan-und-dann-sich-selbst.html

findet, erspart „Die WELT“ der Leserin nicht die offenen Fragen:

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Selbstmord oder doch nicht? Was wussten die Dienste: die Kernfragen stehen ganz oben im Artikel. Zu diesem frühen Zeitpunkt ist es sicherlich kein Fehler, wenn eine unabhängige Zeitung nicht so tut, als wüsste sie schon alles, denn das zwingt den Leser zum Selberdenken. Der Anfang des Artikels macht dann deutlich, dass es sich um einen wichtigen Termin im Parlament mit hochrangiger Besetzung gehandelt hat:

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Weiter unten im Text kommt dann nach einem Exkurs zum Mordfall Kiesewetter die entscheidende Stelle:

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Wir wissen inzwischen aus anderen Berichten, dass BKA-Chef Ziercke auch die Aussage zum mutmaßlichen Ablauf im Wohnmobil gemacht und mit dem angeblichen Fund der Rauchpartikel in der Lunge von Mundlos untermauert hat. Warum verschleiern die Autoren diese Tatsache mit der Passivkonstruktion „Im Ausschuss wurde davon berichtet, dass…“? Warum tun sie in dem Satz davor so, als verfüge die Zeitung zusätzlich über eigene Informationen, die von denen im Ausschuss vorgetragenen Behauptungen unabhängig seien? Wichtigtuerei oder Rückenstärkung für die BKA-Führung? Das bleibt im Unklaren, aber immerhin sei positiv vermerkt, dass die Zeitung unter dem im Artikel gezeigten Link http://www.welt.de/13727823 auch heute noch über Zeugenaussagen vom Brandort berichtet, die gegen die Selbstmord-These sprechen.

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Die Auflösung des Rußlungen-Rätsels findet sich dann unter

http://www.welt.de/politik/deutschland/article128275624/So-starben-Uwe-Mundlos-und-Uwe-Boehnhardt.html

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Was die Welt selbst am 21.11.2011 noch berichtete, ordnet sie jetzt also unter dem Begriff „Verschwörungstheorie“ ein.

Weiter unten im Artikel dann die Theorie zum Ablauf im Wohnmobil:

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Das entspricht der Aussage der Polizisten zum Geschehen in Eisenach-Stregda am 4.11.2011, aber ohne indirekte Rede macht sich die Zeitung diese Aussage zu Eigen und präsentiert sie dem Leser als Tatsache.

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Später kommen dann die Erkenntnisse des Gerichtsmediziners:

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Der Autor (ein anderer als im November 2011) redet nicht etwa um die Tatsache herum, dass der Gerichtsmediziner keinen Ruß in der Lunge von Uwe Mundlos gefunden hat, sondern er verschweigt sie in dem Artikel vollständig. Durch diesen Kniff muss er auch gar nicht darüber berichten, in welchem Maße BKA-Chef Ziercke den Bundestag am 21.11.2011 belogen hat.

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Darüberhinaus behauptet der Autor auch noch, dass der Gerichtsmediziner die Möglichkeit eines Mordes durch einen Dritten in seiner Aussage widerlegt habe. Das hat er aber nicht getan: er hat lediglich ausgeführt, dass sein Befund an den Leichen mit einem Ablauf wie von der Polizei behauptet nicht 100% inkompatibel ist.

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Nach einem guten Start im November 2011 ist „Die Welt“ in ihrer Berichterstattung im Mai 2014 also offensichtlich auf dem Niveau der ‚taz‘ angekommen: Fakten verschweigen, Behördenvertreter schonen, das Bild zugunsten einer vorgefassten Meinung glätten, Skeptiker als Verschwörungstheoretiker diffamieren.

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Auch die Welt erklärt 2014 zur Verschwörungstheorie, was sie selbst 2011 noch ganz unbefangen selbst berichtet hat: was ist in der Zwischenzeit passiert?

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BILD

Unter

http://www.bild.de/news/inland/nsu/wie-starben-die-beiden-killer-nazis-wirklich-21129736.bild.html

berichtet BILD wie gewohnt in großen Buchstaben:

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Man lese und staune: abgesehen von den großen Buchstaben und dem Kampfbegriff „Killer-Nazis“ stellt das Revolverblatt den Sachverhalt gar nicht so falsch dar: BKA-Chef Ziercke steht in roten Buchstaben als Urheber schon in der Überschrift und seine Behauptung mit dem Ruß in der Lunge von Mundlos ist auch vorhanden und zwar explizit als „Beleg“. Da kann keiner meckern: Murks sieht anders aus.

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30 Monate später gibt es dann auch wieder einen Bericht zur Auflösung:

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Kaum zu glauben, BILD berichtet korrekt die Tatsache, dass kein Ruß in der Lunge von Mundlos gefunden wurde, und sie mutet (anders als manches „Qualitäts“blatt) dem Leser auch weiterhin die Möglichkeit zu, dass es noch eine weitere Person gab, die der Mörder sein könnte. Weiter geht es mit dem Versuch des Gerichtsmediziners, eine Brücke für die Selbstmordthese zu bauen:

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Wieder berichtet BILD korrekt die Aussage des Gerichtsmediziners: „es sei nicht auszuschließen, dass…“ . Genau das hat er gesagt. Er hat nicht gesagt, dass etwas anderes, z.B. ein Mord an beiden vor dem Brand, auszuschließen sei. Genau deswegen ist aber die Behauptung nicht korrekt, dass er die Mord-These „entkräftet“ habe.

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Den letzten Abschnitt hat BILD dann aber grotesk verdreht: kein Polizist hat das Wohnmobil vom Banküberfall bis zum Brand auch nur annähernd so verfolgt, dass er die Existenz einer dritten Person ausschließen könnte. Zwischen beiden Ereignissen liegen Stunden bis heute im Dunkeln und kein Polizist hat vor Gericht je etwas anderes behauptet.

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Schade, ohne diesen Boulevard-Absturz hätte BILD glatt das „seriösere“ Schwesterblatt und die meisten anderen „Qualitäts“zeitungen handwerklich aus dem Feld geschlagen.

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Es war ausgerechnet ein BILD-Leser-Reporter, der mit Anwohner-Fotos einen der ganz frühen Berichte zum brennenden Wohnmobil in Stregda verfasst hat.

http://www.bild.de/news/leserreporter/bankueberfall/brennendes-wohnmobil-bankraub-20857504.bild.html

Zu diesem Zeitpunkt konnten weder die Anwohner noch der Leser-Reporter ahnen, was für ein großer Fall aus diesem Brand werden würde. Entsprechend unvoreingenommen sind der Bericht und die Zeugenaussagen auch ausgefallen:

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Die Polizisten haben das Wohnmobil also nicht verfolgt, sondern „zweieinhalb Stunden später im Wohngebiet stehen sehen“.

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Und da war ein dritter Mann. Wie immer der da hingekommen ist, „Verschwörungstheoretiker“ scheinen ihn nicht erfunden zu haben, sondern ganz normale Anwohner einer Neubausiedlung bilden sich ein, sie hätten ihn leibhaftig gesehen.

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Ende Teil 3

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