Abenteuer im Lego-Land oder: Gefährliche Begegnung mit einem Beamten des BfV

Ein Gastbeitrag
Im Zustand der Totalüberwachung, den unser Gemeinwesen erreicht hat, gibt es keine Konspiration mehr. Wer so etwas behauptet, ist ein Desinformant oder lebt gut von der Kryptographie. Der Staat kann jeden erwischen, der sich gegen ihn wendet, er kann jede Familie mit einem Mausklick zerstören, Existenzen ohne den geringsten Aufwand vernichten, ohne dass ein Hahn danach kräht. Wenn es also darum geht, Widerstand zu leisten, dann grundsätzlich nur mit dem Theatersäbel. Sagen kann man ja viel, solange man nicht ernst genommen wird.
In der Nähe des hässlichsten Platzes der Welt, des Potsdamer Platzes, traf ich mich daher mit einem Mann des Verfassungsschutzes. Er hatte mir eine SMS geschickt; also hatte ich nichts dagegen. Man sollte die Leute kennen, die drauf und dran sind, einen zu ruinieren, so dachte ich und betrat eine Höhle, die voll mit grotesken Spielzeugbauten war.
Ausgemacht war, dass wir uns vor dem Lego-Modell des Deutschen Reichtags treffen sollten. Das Modell des BRD-Parlamentsgebäudes war aber so groß geraten, dass ich zuerst eine am anderen Ende stehende fette Chinesin für eine Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes hielt und sie geheimnisvoll ansprach.
 
 
So ein Verfassungsschützer kann nett sein. Im Grunde rinnt ihm aber der Dreck aus dem Maul, und man ist sehr froh, ihn wieder los zu sein. Im Moment der „Begrüßung“ erfasste mich plötzlich ein tiefes Mitgefühl mit Corelli: Was muss der Mann mitgemacht haben bei seinen jahrelangen Treffen? Wie haben sie die Zeit rumgekriegt? Die Spesenzettel mit homosexuellen Witzen ausgefüllt? Entsetzlich.
Wenig überraschend war die Tatsache, dass mich der gute Mann mit einem etwas geschmacklosen, so genannten modernen Rechtsextremismus zu ködern oder besser zu verkumpeln versuchte. „Ein militanter Zionist“, war mein erster Gedanke, „ein schwuler Rechtspopulist“ mein zweiter. Den dritten Gedanken gebe ich hier nicht wieder. Zumindest war davon die Rede, dass man uns unterstützen wolle, damit die NSU-Affäre aufgeklärt würde, „aber richtig“, wie er in einem leicht rheinländischen Akzent von sich gab.
Ich schlug dem verbeamteten Clown eine Fahrt mit der Geisterbahn vor. Tatsächlich konnte man in dem Lego-Land, in dem wir uns aufhielten, konspirative Runden zwischen Lego-Gespenstern drehen. Die schielten auch schon so komisch aus dem Lego-Loch… so erschien es mir jedenfalls… nichts wie los…
Und wir gingen auf große Fahrt, der Trottel vom BfV und ich. Kurz vor dem Einsteigen zeigte er mir noch seinen nagelneuen Dienstausweis. An seinem Blick sah ich deutlich, dass er der Ansicht war, mit mir eine erste „Vertrauensbasis“ gewonnen oder zumindest eine gewisse persönliche Nähe hergestellt zu haben. Ein lächerlicher Triumph lag in seinen Augen, als wir um die erste Lego-Kurve bogen.
 
 
Er könne mir einen ganz tollen Kontakt in Irland vermitteln, so der Verfassungsschützer in der nächsten Kurve, einen Mann, der über viel bessere Informationen verfüge als in allen geheimen Akten zusammen zu finden seien.
In diesem Moment fiel es mir wie Lego-Steine von den Augen.
Ich lachte laut und blechern.
Der Kerl merkte natürlich sofort, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte. Also zwinkerte er mir in der Dunkelheit komplizenhaft zu, als ob er mir sagten wollte, „wir zwei verstehen den Spaß schon, gelle?“
Nach einer kurzen, peinlichen Pause, betreten wie bei einem vollkommen verpatzten schwulen One-Night-Stand, fuhr er dann seine schweren Geschütze auf. Er sei eigentlich nur hier, um mir zu sagen, dass der Verfassungsschutz die Aufklärung der NSU-Sache selber mit Hochdruck betreibt. Dazu hätten sie ein Budget, und es soll doch nicht alles an die Antifa gehen, gelle?
Also bot mir der Mann einen ordentlichen Batzen Geld, ein Leasingfahrzeug, sogar eine tolle „Internet-Plattform“, was immer damit auch gemeint gewesen sein konnte. Selbstverständlich unter der Bedingung, dass man in Zukunft die Inhalte der Aufklärung vorher abstimme.
Nein, sagte ich und verdrückte mich unter einem Vorwand.
 
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Anmerkung fatalist für die vielen neuen Leser: Ich hab mich bei „Irland“ fast weggeschmissen, die Tränen rollten meine Wangen hinunter. Man wollte schon den Arzt rufen.
Warum das so ist?

Es gab niemals eine V-Frau Krokus?

Es gab niemals eine Informantin VM-Krokus, 

nennen wir sie „Petra Senghaas“, die als V-Frau für das LfV Baden-Württemberg die „lokale NPD-Szene“ aushorchte.

Das ist eine Lüge. Ein „roter Hering“.
Das BfV wollte uns seinen eigenen Märchenerzähler vermitteln…
das ist göttlich. Absolut schön. Ich lache schon wieder…
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3 comments

  1. Auf den ersten Blick richtig gemacht.
    Auf den zweiten eher nicht.
    a. es hätte Geld in die Kasse gespült
    b. was aber wichtiger ist, der VS hätte dank Zensuranmerkungen seine Schwachstellen geoutet
    Ein Trüffelschwein aus erster Hand … ;-))

  2. Richtig Verhalten wenn auch nicht zu 100%.
    Für jeden der politische Ziele verfolgt muss gelten:

    KEINE zusammenarbeit mit den Staatsbütteln, insbesondere dem VS!

    Mir persönlich fehlt in dem Bericht eine genaue Personenbeschreibung des „Agenten“. Noch besser wäre ein Foto oder ähnliches gewesen, ne Kamera hast du ja wohl dabei gehabt …

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