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Filmkritik: der zweite Mord an Michelle Kiesewetter

Symbolbild mit BILD-Text ohne Lügen

Hans-Jörg Vehlewald & Sven Kuschel für Springers Hetzpostille

Packendes ARD-Drama

Die krassen Parallelen zum NSU-Mord

Sperl: „Unsere Geschichte ist fiktional, beruht aber auf dem NSU-Mord an einer jungen Polizistin, 2007 in Heilbronn. Sie war 22, stammte aus Oberweißbach in Thüringen, war Teil der BFE 523, einer Sondereinheit, in Böblingen. Ihre Wochenenden verbrachte sie oft zu Hause. Sie verkehrte in der˛Schwedenschanze’, lebte in der Nähe vom Gasthof˛Zur Bergbahn’, der Kneipe des Schwagers von Ralf Wohlleben – dem Waffenbeschaffer der beiden NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. In der Bergbahn verkehrten regelmäßig Rechtsextreme, auch Böhnhardt wurde dort gesehen.“

Eine BFE war und ist keine Sondereinheit, die BFE+ in Blumberg bei Berlin stationierte z.B. mal ausgenommen.

Darius Litwin, auch für Springers Hetzblatt.

Auch wenn die Handlung in Teilen fiktiv ist, spiegelt sie im Kern den kaltblütigen Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter wider … Der Fall … wurde später der … NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) zugeordnet …

Achso? Der Mord wurde zugeordnet? Von wem denn? Etwa von Range und Ziercke?

Zugeordnet ist die einzig korrekte Beschreibung.

Nimmt man einige Filmkritiken zur Hand, die am Tag nach der Austrahlung zu lesen waren, und bildet deren Mittelwert, so kann sich durchaus die Meinung entwickeln, es handele sich um eine filmwerkliche Leichenschändung. Dramaturgie, Regie, Darsteller und das Posaunenorchester zur Erweckung einer blutleeren Handlung haben das Sujet schlichtweg verfehlt. Das passiert oft, legt man den Tatort als Meßlatte an.

Filmkünstlerische Leichenschändung ist darüber hinaus hierzulande erlaubt, so sie von den Kräften auf der dunklen Seite der Macht bewerkstelligt wird, die mit der richtigen moralischen Haltung an die Verausgabung von Filmförderknete herangehen. In so einem Fall wird das geschleifte Grundgesetz zu Rate gezogen und die Freiheit der Kunst als ein der Leichenschändung übergeordnetes Rechtsgut attestiert. Da muß man nicht groß raten, wie ein Verfahren vor dem Richter Gnadenlos enden würde. Zehnmal Drehbuch ab- oder umschreiben.

Es bleibt dabei: Jehova statt Jever.

Filmrezensionen hat sich „Die Nichte der Polizistin“ angeschaut, damit wir es beim AK NSU nicht tun müssen.

Grundsätzlich ist der Film dabei schon eine Art Whodunit, wenn das Publikum zu Beginn sieht, wie die Protagonistin in ihrem Auto erschossen wird und im Anschluss die Vorgeschichte erzählt wird. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen gespannt sein, was dahintersteckt und wer den Mord begangen hat. Die Nichte des Polizisten erfüllt diese Erwartungen aber nicht wirklich. So gibt es auch nach anderthalb Stunden keine wirkliche Aufklärung, gibt es keine Namen. Wer sich solche Filme anschaut, um am Ende einen Haken unter alles setzen zu können, könnte hier unbefriedigt sein. Am Ende gibt es mehr Fragen als Antworten, dazu den einen oder anderen Anstoß für Diskussionen. Da man ohnehin weiß, dass die Hauptfigur am Ende stirbt, fällt auch dieser Spannungsfaktor weg.

Ob einem das reicht, ist Ansichtssache. So gut die Absicht hinter dem Projekt war und so willkommen der Einsatz, den größten Eindruck hinterlässt Die Nichte des Polizisten dann doch nicht.

Damit ist das Elend der Filmproduktion hinreichend beschrieben. So weit so schlecht.

Es gibt nur einwas, das schlimmer ist als diese zweite Hinrichtung. Das war dazumal die Entscheidung von Range und Ziercke, es war eigentlich nicht deren Entscheidung, sie waren nur die öffentlichen Vollstrecker, den Ermittlern der Soko „Parkplatz“ mit sofortiger Wirkung die Ermittlungen zu untersagen und den Mord zum Nachteil von Michelle Kiesewetter und Mordversuch zum Nachteil von Martin Arnold als en passant aufgeklärt zu betrachten. Die Ermittler wurden von den höchsten Beamten um den Erfolg ihrer Arbeit betrogen und so in der Öffentlichkeit als Deppen dargestellt. Das gibt’s in keinem degeto-Film.*

Ein schönes Wochenende auch allen Long-ARDenden. Sperl und Genossen wollten nur Gelder der Filmförderung abgreifen und sich eine schöne Zeit am Set machen.

* siehe Fußnote 5 zu Die Frauen von Rjasan

Die Frauen von Rjasan mit großem Erfolg im Deutschland der Weimarer Republik[4] und trug zum Ruhm des »Russenfilms« bei[5]